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Interspiel mit Laia Alvarez Mestre

Laia Alvarez, Schauspielerin. Geboren in Barcelona. Lebt in Berlin. Passionierte Tangotänzerin. Finalistin von IN ZUKUNFT II als Theaterautorin. Entschloss sich nach längerer Arbeit als Journalistin zu einer Schauspielausbildung, „da sie es ihrem Vater schuldig war“. Zurzeit in der spanischen Fernsehserie Com si fos ahir (TV3) zu sehen. Steht demnächst für den ZDF-Spielfilm Der gute Bulle – Wenn Tote reden (Regie: Lars Becker) vor der Kamera.

Was gibt dir Schauspielerei im Vergleich zu anderen Künsten? 

Ich kann durch sie ein anderer Mensch sein: Ich darf jemanden umbringen, ohne ins Gefängnis zu kommen, ich darf arm sein, ohne zu verhungern, oder unverschämt, ohne dass ich gehasst werde. Wir Schauspieler sind ja sehr neugierig. Wir wollen verstehen, erfahren. Wir lieben Emotionen. Wir suchen Konflikte, pasión … Wir müssen uns selber spüren, um zu wissen, dass wir am Leben sind.

Anders gefragt: Warum bist du Schauspielerin geworden?

Weil ich es leider einmal probiert habe. Schauspiel ist eine harte Droge. Wenn du es einmal probierst, kommst du nie wieder raus … Ich wollte schon immer eine Schauspielausbildung machen, aber mit achtzehn habe ich mich nicht getraut und erst mal einen Umweg eingeschlagen. Während meines Journalistikstudiums habe ich ein Erasmus-Semester an der UDK gemacht. In der Zeit habe ich meinen Freund auf der Bühne spielen sehen. Ich war neidisch. Mein Papa hat vierzig Jahre einen Job gemacht, den er gehasst hat. Er sagte dann zu mir, ich solle das tun, was mich glücklich macht. Ich bin es ihm also schuldig.

Und wo hast du dein Handwerk gelernt?

Genauso wie viele erfolgreiche Schauspieler in Deutschland wollte ich mich eigentlich bei einer staatlichen Schauspielschule bewerben. Aber ich bin Frau, Ausländerin und viel zu alt: keine Chance. Also bin ich bei einer Privatschule gelandet. Es war mir klar, dass es viele Vorurteile gegen Privatschulen gibt – Scheiß drauf. Ich wollte einfach eine gute Schule finden, wo ich an meinen Schwächen und Stärken arbeiten konnte, und habe mich bei einer der wenigen Schulen auf der Welt eingeschrieben, wo man eine Ausbildung nach Michael Tschechow machen kann. Ich möchte, dass die Leute meine Arbeit schätzen, egal, von welcher Schule oder aus welchem Land ich komme.

Wer ist Michael Tschechow und was macht seine Methode so besonders?

Er war Antons Tschechows Neffe und einer der brillantesten Schüler von Stanislawski. Stanislawski sagte einmal: „Wenn ihr meine Methode verstehen wollt, solltet ihr Tschechow studieren.“ Tschechow spielte einmal Hamlet. Stanislawski war so begeistert von seiner Interpretation, dass er ihm sein Beileid aussprach. Er dachte, Tschechows Vater wäre tatsächlich gestorben. Er war aber sehr überrascht, als Tschechow erklärte, dass sein Vater noch am Leben sei … Bei Tschechow ist die Imagination eine der wichtigsten Kräfte im Schauspiel, und diese ist, im Gegensatz zu Stanislawski, unbegrenzt. Aber hey, ich bin eigentlich gar kein Fan von Methoden. Ich habe mit anderen Methoden gearbeitet und bin davon überzeugt, dass man sich aus allem seine eigene Technik zusammenbauen sollte.

Könnte man also von Schauspielern behaupten, dass sie allesamt aus der Tschechowstanislawakei stammen?

Hahahahaha, total. Obwohl in Moment Meisner, Chubbuck u. a. sehr in sind, sind sie am Ende doch alle gleich. Ihre Ansätze variieren halt ein bisschen. Deshalb ist es beim Schauspiel egal, ob man eine Ausbildung in Spanien, Deutschland oder auf La Pampa macht, denn Schauspiel ist eine internationale Sprache. Als ich noch kein Wort Deutsch verstand, habe ich mir trotzdem viele Stücke angeschaut. Ich konnte über die Körpersprache und die Stimmungen erkennen, ob das Stück gut war oder nicht. Wenn es gut war, habe ich es verstanden. Wenn es schlecht war, habe ich mich zu Tode gelangweilt. 

Robert De Niro zum Beispiel ist hauptsächlich eine Rolle, nämlich die des Mafioso, perfekt auf den Leib geschnitten, während einer wie Sean Penn durch Vielseitigkeit überzeugt. Wer (oder was) ist für dich ein guter Schauspieler bzw. ein Vorbild?

Nicht einfach zu sagen. Ein guter Schauspieler ist, wer seine Rolle wahrhaftig spielt und sich verwandeln kann. Es gibt viele, die besonders vielseitig sind, aber nicht wahrhaftig genug spielen, oder andere, die nur einen bestimmten Typ glaubhaft spielen, obwohl sie sonst nichts anderes können. Eine andere Frage ist, ob der Markt es ihnen erlaubt, andere Facetten zu zeigen … Beides zu können ist nicht einfach. Kalki Koechlin hat bei Margarita, with a Straw eine behinderte Frau gespielt. Wenn man sich nur überlegt, was für eine körperliche Arbeit und Recherche dahinter stecken, um so eine Rolle derart überzeugend zu spielen, darf man mit hundertprozentiger Sicherheit behaupten, dass sie eine gute Schauspielerin ist. Schauspiel ist wie Langstreckenlauf: Es geht nicht darum, besser als die anderen zu sein, sondern nie aufzugeben, immer dranzubleiben. Wenn man glaubt, dass man als Schauspieler fertig ist, ist man kein guter Schauspieler. 

Laut Ben Stillers Tropic Thunder hat es ja Sean Penn in dem Drama i am sam mit der Behinderung etwas übertrieben, während Dustin Hoffmann in dem Klassiker Rain Man den Autistenking Peek recht adäquat getroffen zu haben scheint – was denkst du?

Wäre das ein Live-Interview, würde ich wahrscheinlich so was antworten wie: „Also, ich finde, dass Sean Penn bei i am sam … bla bla bla … scheiße ist.“ Ganz ehrlich? Ich hab mir den Film noch gar nicht angeschaut. Soll ich …? Next question, please.

Was machen wir denn jetzt mit Kevin Spacey?

Was soll ich sagen … geiler Schauspieler. Schuldig oder nicht schuldig, sein Name ist für immer verschmutzt. Ob er Glück oder Pech gehabt hat, werde ich nie so richtig erfahren, denn als Spanierin habe ich in die Justiz leider nicht so viel Vertrauen.

Tut mir echt leid zu hören!

In seiner MasterClass weist Spacey einen Schauspielschüler an, seiner Figur eine Verkrüppelung zu schenken. Welche Empfehlung würdest du einem angehenden Schauspielschüler mitgeben?

Zuschauer wollen immer Figuren sehen, die Probleme haben, weil es sonst langweilig ist. Ohne Konflikte gibt es keine Spannung, ohne Spannung ist Theater tot. Mein Tschechow-Trainer sagte immer: „Im Leben sollte man Konflikte meiden, auf der Bühne sollte man sie suchen.“ Das gilt genauso für den Film, klaro.

Worauf würdest du eigentlich eher verzichten – Theater oder Kino?

Für unbegrenzte Zeit: weder auf das eine noch das andere. Es gab in meinem Leben eine extrem anstrengende Zeit, als ich komplett ohne Theater und Film auskommen musste, und ich bin gaga geworden. Wenn ich eine Zeit lang nicht gespielt habe, fange ich an, Quatsch zu machen. Es geht gesundheitlich nicht. 

Besitzt du einen sog. Schauspieler-Daumen, der sich durch eine charakteristische Konkavkrümmung auszeichnet?

Ne … Aber ich kann das Geräusch einer Taube imitieren und in der Luft sitzen. Ist das was? Ansonsten kann ich Tango tanzen.

Kannst du mir ein Beispiel für schlechte Schauspielerei geben? 

Schlechte Schauspielerei siehst du jeden Tag bei den Daily Soaps. Aber weißt du, wie wenig Zeit diese Schauspieler haben, um sich vorzubereiten? Häufig kriegen sie den Text zwei Tage vorher und dürfen nur zwei bis drei Takes spielen, weil die Produktionskosten sonst zu hoch werden. Es gibt keine schlechten Schauspieler, nur wenig Zeit oder unzureichendes Engagement.

Welcher Schauspieler ist deiner Meinung nach überbewertet?

Meine Mama sagt immer, dass ich die beste bin.

Wer ist eigentlich prätentiöser – Schauspieler oder Lyriker?

Der Schaulyrikspieler.

Warum wirken deutsche Filme und Serien so komisch, etwa im Vergleich zu amerikanischen? Deutsche Schauspielerei ist teilweise auch irgendwie seltsam unüberzeugend.

Die Kohle. Eine Low-Budget-Produktion in Amerika liegt zwischen 10 und 15 Millionen Euro. Stell dir mal vor, wie viel eine „normale“ Produktion kostet und wie hoch das Gehalt der Schauspieler ist (Schauspieler verdienen im Schnitt immer noch viel mehr als Schauspielerinnen!). Spielst du in einer amerikanischen Serie, kannst du dir einen Personal Coach leisten, brauchst nichts anderes zu tun, als dich auf deine Rolle vorzubereiten, und musst eventuell nie wieder arbeiten gehen. Die meisten Schauspieler in Europa können nicht davon leben und müssen nebenher anderen Jobs nachgehen. In Spanien zum Beispiel liegt die Arbeitslosigkeit von Schauspielern bei 95 Prozent. Eine Tragödie. 

Ist Shakespeare nicht überbewertet?

Nein. Ich würde mir jetzt nicht unbedingt ein klassisches Shakespeare-Stück anschauen, es sei denn, es interessiert mich etwas Spezielles. Ich habe mich während der Ausbildung schon für die ganzen Klassiker interessiert, und Shakespeare gehört natürlich dazu. Seine Sprache ist schön, aber nicht einfach zu entziffern bzw. zu spielen. Die Gesellschaft, für die er schrieb, hätte ihn allerdings sofort verstanden.  

Ist denn Shakespeare vielleicht unterbewertet? Oder jemand/etwas anderes?

Shakespeare ist „unterverwandelt“. Ich würde gerne mal Romeo und Romeo sehen, 

oder eine schwarze Hamlet-Familie, oder eine selbständige Ophelia, oder oder oder. 

In ihrer Sketch-Comedy Mr. Show machen sich Bob (Odenkirk) & David (Cross) u. a. über Schauspieler lustig, die als dressurbedürftige Dummerles dargestellt werden. Was sagst du dazu?

Schauspieler kommen häufig dumm oder verrückt rüber, das gebe ich zu. Der Klassiker ist, wenn man auf der Straße seinen Text lernt oder in der U-Bahn sich noch ganz schnell aufwärmt und dabei komische Geräusche macht.

Hast du eigentlich viel mit Berliner Hosenbeinumkremplern & Chapeausern zu tun?

Hatte ich früher mal. Man glaubt es nicht, aber 70 Prozent der Arbeit als Film- und Fernsehschauspieler findet am Computer statt. Als ich die obligatorische langweilige Office-Arbeit als Schauspielerin anfing, saß ich ganz oft in diesen Latte-macchiato-Cafés. Irgendwann habe ich gemerkt, dass mein Lohn für so was nicht reicht … Man muss viele Stunden pro Tag am Computer sitzen, nur damit die Leute irgendwann dein Gesicht mit deinem Namen verbinden. Daher kann man es sich nicht leisten, täglich Kaffee und Kuchen zu verzehren, nur um an ein Internet-Passwort zu kommen. Ich arbeite meistens von zu Hause aus oder bei Freundinnen. So unterstützen wir uns gegenseitig, trinken selbstgekochten Kaffee und müssen nicht alle zwei Stunden nach dem aktuellen Passwort fragen. 

Titelbild: Laia Alvarez Mestre (c) Katharina Ira Allenberg

Doris der Bohris mit Joël dem László

joel laszlo

Joël László, geboren 1982 in Zürich, studierte Islamwissenschaft und Geschichte. Er lebt als Theaterautor und Übersetzer in Basel. Zuletzt: Neuübersetzung und Bearbeitung von Ferenc Molnárs „Liliom“ für das Theater Marie sowie Einladung zum Retzhofer Dramapreis mit dem Stück „Die Vorzüge der georgischen Unterhose“. Im folgenden Gespräch liegt der Fokus aber ganz klar auf Doris, der ca. 0-dimensionalen Protagonistin seines beim Marburger Kurzdramenfestival 2014 uraufgeführten Absurdöners „Doris, Sekretariat, Straußenei“.


Daniel Ableev
Deine Doris ist ja jemand, der menschliche, tierische und tapetrige Eigenschaften aufweist. Sie ist ein schwer zugängliches Faszinosum, Becketts Watt nicht unähnlich. Und wahrscheinlich eine perfekte Einleitung zum Thema: BÜROWAHNSINN. Wollen wir darüber reden?

Joël László
Gut. Kurze Modalitätenfrage aber noch: Ich müsste mir ausbedingen, auf Fragen mit größeren Retardierungen von bis zu fünf Arbeitstagen antworten zu dürfen. Nicht immer, aber manchmal. Bürowahnsinn und Arbeitswelt und Familienglück im Verbund beschneiden im Guten wie Schlechten meine Zeit- und Denk- und möglichen Antworträume. Du kannst dir mich in der Zwischenzeit aber immer als zufriedenen Menschen mit einer dreimonatigen Tochter im Arm und einem zweijährigen Bengel am Hosenbein (der einen Laptop auf der Nasenspitze balanciert) vorstellen.

DAb
Ich hatte ganz vergessen zu erwähnen: Zeitdruck gibt es überhaupt keinen. Und vor Laptop-Balancieren bitte unbedingt wichtige Daten sichern, etwa unter Zuhilfenahme von Klümpfchen.

JoëL
Was du gesagt hast zum Verschwimmen der (fiktiven) Grenzen zwischen Menschlichem und Tierischem ist sehr wichtig. Eine weitere Geschichte zu Doris, etwas, wobei man sie lange beobachten könnte, ist zum Beispiel das Flehmen. Doris ist eine ganz herausragende Flehmerin. Viel wichtiger noch als das Flehmen ist aber ihr Platysma. Doris verfügt über ein außerordentlich ausgebildetes Platysma. Es erlaubt ihr, Fliegen von ihren Oberarmen zu verscheuchen, ohne dass sie sich dazu bewegen muss. Sie kontrahiert ihren Oberarmhautmuskel, der Boden, auf dem die Fliege steht, wird gerüttelt – und weg ist sie. Dasselbe gilt übrigens für ihre Oberschenkel.
Dass Watt ein Tier ist, hatte ich mir noch gar nie überlegt. Was für ein Tier ist er genau?

DAb
Watt ist am ehesten wohl ein Gemischtwarenköter. Falls überhaupt. Doch zurück zum Doris. Was für ein Phänomen dieses Frau(m) doch ist! Ich will mehr über seine (gerne auch geistigen) Fähigkeiten wissen. Von Tennessee Williams gibt es das Stück „Sprich zu mir wie der Regen, und ich hör zu …“ – hat denn Doris auch Wasserfall-Gene in sich?

JoëL
Ich musste einige Tage darüber nachdenken … Wasserfall-Gene, Gene also, wo die Doppelhelix sich an beiden Enden auflöst und in den freien Fall übergeht? Ganz ehrlich: Ich bin der Erste, der es Doris wünscht. Da uns bei Doris ein Querschnitt jedoch versagt bleibt und sie nur sehr wenige Menschen näher als auf fünf Meter an sich heranlässt, sind wir darauf angewiesen, Außenstrukturen und Oberflächenveränderungen zu erforschen, Gerüche und andere sinnliche Spuren nachzuverfolgen und zu analysieren, um wenigstens ein fragmentarisches Bild ihres Innenlebens zu erhalten. Man geht grundsätzlich davon aus, dass sie über eine gewöhnliche Anzahl Organe gebietet. Es gibt jedoch Meinungen, die ihr ein zusätzliches Organ bescheinigen. Am besten, man wartet weitere Messresultate ab und urteilt in einigen Jahren erneut. An ihr Genom würde ich mich persönlich aber nicht wagen.

DAb
Welche Musik hört Doris? Kann sie lesen? Ist DORIS ein Akronym? Ich habe früher sehr viel Tödliche Doris abgekriegt.

JoëL
Vor einiger Zeit ließ ich einen Stapel Skizzen mit Mustern, die ich von Doris’ Oberflächen abgezeichnet habe, offen auf meinem Schreibtisch liegen. Ein Spezialist für Barockmusik, der bei uns zu Besuch war, hat sie unglücklicherweise zu Gesicht bekommen. Er war davon nicht mehr loszukriegen. Es ging so weit, dass er meine Frau tief kränkte. Er sprach am ganzen Abend kein Wort mit ihr und hatte auch für unseren kleinen Jungen keinen Blick übrig. Als wir nach ihm riefen, um gemeinsam zu Abend zu essen, fanden wir ihn unter meinem Schreibtisch versteckt, tief versunken in die Betrachtung der skizzierten Oberflächenvariationen. Als wir ihn eine Stunde später holen wollten, um gemeinsam Karten zu spielen, war er nicht bereit, unter dem Tisch hervorzukriechen. Meine Frau kochte vor Wut. Wenn es ums Jassen geht, versteht sie keinen Spaß. Der Barockspezialist war an diesem Abend nicht mehr zum Jassen zu bewegen. Ab einem gewissen Punkt hörten wir ihn seltsame Pfeifgeräusche von sich geben. Er erklärte mir einige Tage später, das Pfeifen sei eine Gedächtnisstütze gewesen. Er habe mit dem Medium der menschlichen Stimme das Spektrum der Barocklaute imitiert. Meine Frau, ich und die Frau des Barockmusikspezialisten hörten nur die Pfeifgeräusche und dachten keine Sekunde an eine Barocklaute. Schließlich spielten wir eine Partie Canasta. Wie immer beim Canasta gewann ich, was der Grund dafür ist, dass meine Frau Canasta grundsätzlich verabscheut. Die Stimmung war im Eimer. Ich und die Frau des Barockspezialisten begannen, teuren Whiskey zu trinken, den mir meine Frau zu meinem dreißigsten Geburtstag geschenkt hatte. Meine Frau, die momentan nicht trinkt, weil sie wieder guter Hoffnung ist, meinte irgendwann, es sei die reine Verschwendung, so guten und teuren Whiskey dermaßen achtlos in sich reinzuschütten. Was unterdessen unter meinem Schreibtisch hervortönte, war immer wilder und exaltierter. Wir hatten Angst, dass er unseren Buben aufweckt. Vor allem, als der Barockspezialist damit begann, wilde und für das Ohr nicht immer leicht verständliche Rhythmen seinem Pfeifen hinzuzuschlagen. Einige Tage später erklärte er mir, das Klatschen sei eine Gedächtnisstütze gewesen und habe dazu gedient, den Kontrapunkt zu den gepfiffenen Stimmen zu markieren. Wie dieses Klatschen dazu geeignet gewesen sein soll, irgendetwas Kohärentes zu markieren, blieb mir an jenem Abend verborgen. Alles endete damit, dass wir die Frau des Barockspezialisten betrunken in ein Taxi setzen, während ich auf einer Matratze in der Küche schlief. Den Barockspezialisten fand ich am nächsten Morgen über den Skizzen zu Doris’ Oberflächenstrukturen glücklich schlummernd. Einige Tage später erklärte er mir, dass das, was ich da gezeichnet hätte und was er kraft seiner Expertise dechiffriert habe (und was also eingewoben sei in die unergründlichen Oberflächen von Doris), nichts anderes sei als die verlorenen Stimmen und Partituren für die Begleitinstrumente mehrerer Suiten von Silvius Leopold Weiß. Ein Ton, einmal gespielt, könne nie mehr ganz verschwinden, unweigerlich hinterlasse er in den Strukturen der Dinge eine Spur, woraus folge, dass einige der Fäden in Doris am Hof der Kurfürsten von Sachsen zugegen gewesen sein müssen, als Silvius Leopold aufspielte, und eine Erregung und eine Erinnerung schwinge noch heute in diesen Fäden nach und sei vermittels meiner Skizzen auf ihn, den Spezialisten, und sein Gehirn und seine Musikalität übergesprungen. Es ist wohl wahr: Damit haben wir wieder nichts Genaueres über das Innenleben von Doris erfahren. Aber immerhin sind wir mit dem Ohr ganz ganz nah an ihr dran.
Im Büroalltag ist Doris vergleichbar mit der kontinuierlichen Einnahme von Schneckengift, diesen blauen Kügelchen, die du zwischen die Salate und die Gemüsesetzlinge streust, und die in zu hoher Dosierung Magenschmerzen, Schwindel, Hautabschuppungen und Nahtoderlebnisse provozieren. Ich unseliger Bruder habe es einmal an meiner kleinen Schwester ausprobiert. Der Anblick, wie sie drei Tage gelitten und unter ständiger Beobachtung mehrerer Doktoren gestanden hat, hat sich meiner kindlichen Seele tief eingeprägt. Jeder Tag, den ich in einer von Doris kontrollierten Bürowelt verbracht habe, hat mich näher an die Schneckengiftvergiftung meiner Schwester herangerückt. Man sollte manchmal von Anfang an ein Salat sein und nicht erst zu einem gemacht werden. Wenn man einmal drinsteckt, bleiben nur noch die Schnecken oder die Schneckenkörner. Es ist schlimm, jeden Tag aufzuwachen und diese blauen Kügelchen um den Kopf herum liegen zu haben.

DAb
Das ist alles reichlich schlimm. Jetzt stell dir doch mal vor, ich bin Doris: Was würdest du mir sagen wollen? Mit welchen Blicken würdest du mich strafen wollen? Mit welchem Humor würdest du mir begegnen wollen, da du ja Doris’ Humorverständnis sicher gut einschätzen kannst?

JoëL
Nie würde ich Doris strafen wollen. Doris ist unbestrafbar. Wenn man sie nur anschauen könnte! Wenn man sie nur einmal, für fünf Minuten, präzis von innen und von außen studieren könnte. Wir lernten mehr, als wir uns vorstellen. Aber das ist es ja: Sie ist unanschaubar, weil wir den Mustern nicht gewachsen sind, weil wir ihre Höhe nicht erreichen, weil wir hoffnungslos im Warenfluss gefangen sind. Sie hat die Welt der Dinge und Waren überwunden, und das macht sie zu einem Monster für alle, die arbeiten und geknechtet sind.
Vielleicht dürfen wir an dieser Stelle kurz über das Zimzum nachdenken, wie es uns Gershom Scholem beschrieben hat. Wenn das Zimzum das Denken der Existenz des Weltalls durch einen Prozess der Einschrumpfung in Gott ist, dann ist Doris quasi das Zimzum der gegenwärtigen Arbeitswelt. Doris hat die komplette real existierende Arbeitswelt rund um sich herum mittels eines Prozesses der Einschrumpfung in sich aufgenommen, so dass wir, die Arbeiter und Dienstleistenden dieser Welt, forthin praktisch nur noch in Doris weiterexistieren und zu einer Art zusätzlichem Organ geworden sind. Daraus folgt: Tangential haben wir Anteil am Paradies, solange wir aber die Arbeitswelt in uns nicht wie Doris hinwegzuschrumpfen wissen, wird dieses Paradies außerhalb unser selbst bleiben.

DAb
Wenn man Doris aus unterschiedlichen Distanzen betrachtet, liegt die (hohe) Wahrscheinlichkeit der Verwechslung pv(D) mit unterschiedlichen Sachen vor. Welche konkreten Verwechslungsgefahren sehen Sie? Bitte ergänzen Sie die folgende Tabelle:

Entfernung zu Doris in m Verwechslung mit

Bis 1000 _______________
Bis 500 _______________
Bis 300 _______________
Bis 100 _______________
Bis 50 _______________
Bis 10 _______________
Bis 2 _______________
Bis 0,00049 _______________

JoëL
Bis 1000 Wetterleuchten, manchmal Windhose
Bis 500 Gitarrensolo
Bis 300 Sven Hedin*
Bis 100 Bohrturm
Bis 50 Gobelin (oft mit Schäferidyll)
Bis 10 Begleitpartitur Barocklaute
Bis 2 Pendenzenliste/Strick
Bis 1 Zollbeamter der k. und k.
Bis 0,00049 Terpentinlösung

*Es ist ein altes Rätsel, die Marge beträgt kaum 5 Meter, die Erscheinung ist dafür umso präziser. Uralte ehemalige Weggefährten des schwedischen Forschungsreisenden haben bereits die noch junge Doris auf besagte Distanz unmissverständlich als Sven Hedin erkannt, sind auf Doris zugestürmt und erschrocken und verwirrt vor dem großgewachsenen Mädchen mit dem langen Zopf stehen geblieben.

DAb
Könntest du bitte den Punkt „Pendenzenliste/Strick“ genauer ausführen? Auch wäre interessant zu erfahren, ob Doris etwa vom Gitarrensolo direkt und ohne Zwischenstufe zur Terpentinlösung runtersublimiert werden kann.

JoëL
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit langen Pendenzenlisten, die sich längere Zeit im Umfeld von Doris aufhalten (Abstand ungefähr 2 Meter), meinen an bestimmten Nachmittagen mit einem Mal: Dies ist der Durchbruch, dies ist der Dammbruch, noch eine, noch zwei Pendenzen, dann leuchtet Licht am Horizont, dann hat es ein Ende mit dem fürchterlichen Rückstand, dem zermürbenden Zweifel, eine Pendenz, zwei Pendenzen, maximal drei Pendenzen, und es schimmert bereits, es wird heller und heller, ein Gefühl der Erleichterung macht sich breit, plötzlich geht alles rasend schnell: Eine Pendenz nach der anderen verschwindet von der Liste, Empfindungen von Leichtigkeit und Frische durchströmen die Muskeln und Nerven, schäumende Euphorie, die in den Kopf steigt wie kühler Riesling in einer Mittsommernacht, und noch eine!, und weg damit!, und Peng!, wenn aber zu dieser frühabendlichen Stunde noch jemand in dem Gemeinschaftsbüro zugegen wäre, dann sähe er jetzt, wie die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter einen Schemel unter ein Lüftungsrohr schiebt, Gott weiß woher einen Strick hervorzieht, sich diesen um den Hals schlingt und Sekunden später an genau diesem Strick von der Decke baumelt – all dies im frohen lichten Glauben an ein baldiges Leben ohne Pendenz.
Und ganz generell, Daniel: Ja, es ist stufenlos, es geschieht auf die natürlichste Art und Weise, Doris verwandelt sich vor deinen Augen, ohne dass du die Veränderung im Moment wahrnimmst, die Eindrücke lassen sich erst Tage, manchmal Monate später ordnen, es hat mit räumlicher, es hat aber auch viel mit emotionaler Nähe zu tun, du wippst mit dem Fuß noch zum Takt des Gitarrensolos, da fühlst du honigartig das Terpentin in deine Körperöffnungen fließen, während Bohrtürme dich mit harschen Stößen auszubeuten beginnen.

DAb
Wenn Bohris ein Künstler wäre und nicht nur Kunst – welche Kunstwerke würde er schaffen? Was wäre sein Meisterwerk? Was sein Rohrkrepierer? Würde er es gar zur Grande Dame des Strafrechts bringen?

JoëL
Nie, unter keinen Umständen würde ich es wagen, das Wort „Schach“ in ihrer unmittelbaren Umgebung, das heißt, in einem Bannkreis oder Dorisdrudenfuß von 8 bis 10 Kilometern Luftlinie, zu äußern oder uttern, wie der Engländer sagt, und dabei wohl, wie er es immer tut, an (M)uttern denkt.

DAb
Meta-Frage: Ein gutes Interview ist wie ein Schachspiel: Wie sähe ein Schachmatt aus?

Doris, „du“ Un,
alle Hände „zu“ tun.
Verbirgst deine „Zeit“
mit ohne „Geist“.

Doris, du Huhn,
bist voll immun
gegen jedes Jenes
und sogar Ines.

Doris, du SPAST,
voll durchgeKRASST
haust du im L°CH
zwischen JED und °CH.


Titelbild: Joël László

All You Can Interview° mit Iven Einszehn

iven_einszehn

Iven Einszehn lebt als Autor und Künstler in Hamburg und entzieht sich den branchenüblichen Schubladen. Er bedient alle und sich an allen Ausdrucksmöglichkeiten, außer Tanzen natürlich. Dabei renoviert er regelmäßig alle angewendeten Handwerke, bringt sie ordentlich durcheinander und gelangt so zu neuen Techniken. Einszehn selbst verkürzt sein grenzenloses Schaffen auf ALL YOU CAN ART. Er ist ein neurotischer Satiriker, der mit dem Begriff Dreistist besser erklärt wäre, weil den die Polizei nicht kapiert.

Die Fragen stellt Daniel Ableev.


Als diplomierter Tausendsassa verfolgst du eine klare „Was muss, das muss, und müssen muss alles“-Linie – gibt es Kunst, die du nicht machen würdest? Welche zu machende Kunst steht hingegen noch aus?

Typische Frauenkunst werde ich auf keinen Fall machen! Man erkennt typische Frauenkunst am Unfertigen, schlecht Durchdachten, frei von Kontext, so ungefähres Zeug, dafür irgendwas mit Gefühl, worauf ganz viel abgelabert wird, in den Floskeln Ja, stimmt / find ich auch / hier rechts, auch schön, denn in dieser Kunst stimmt immer alles, weil sie sich einer Kunstbetrachtung entzieht, indem sie sich in Kunsttratsch wälzt.
Typische Frauenkunst würde ich gerne mal machen. Mich befreien vom Vollständigkeitsdrang, den Übertreibungen, der inhaltlichen Pedanterie, mich erfreuen am Unfertigen, Zufriedensein mit geistig angerissenen Inhalten, die komplizierten Kontexte, die einen wochenlang martern, einfach mal weglassen, mich auf das konzentrieren, weshalb ich in Therapie bin: Gefühle. Dazu ganz viel Blasentee. Vielleicht entwickel ich mich sogar weiter und filze meine Ängste.

Was ist das Gegenteil von Kunst? Doch nicht etwa Wissenchaft, Religionswissenchaft und/oder Larvung de Fiemyng [03:15]?

Religion und Wissenschaft sind bereits ihrer von und zu Gegenteile, die brauchen keine dritte Kraft, um sie fertigzumachen. gegenTeile von Kunst werden in Kühlschränken verbaut. Deshalb bewahrt man darin Lebensmittel auf, bei denen man die Illusion hat, sie irgendwann mal zu essen. Nutzt man den Kühlschrank zur Aufbewahrung von Bier, erlebt man eine umgekehrte Illusion: Es ist nie genug davon da.
Gegenteile von Kunst werden auch bei IKEA angeboten. Da heißen sie plötzlich Wandbild. Als wäre 1. ein IKEA-Kunde so dämlich, ein Bild zuhause in den Backofen zu legen, wenn es einfach nur Bild heißt, sodass er 2. per Bezeichnung darüber belehrt werden muss, dass ein Bild ein Ding ist, das man an die Wand hängt, eben ein Wandbild. (Klar, man könnte behaupten, was IKEA da treibt, wäre irgendwie Kunst – ich befürchte allerdings, es ist pure Religion. Ich befürchte außerdem, dass IKEA längst als Partei in den Startlöchern steht und von den ostdeutschen Spanplatten in den Bundestag gewählt wird.)

Ist Kunst, die viel Geld einbringt, automatisch besser als diejenige mit geringem €rtrag? Ich kenne zum Beispiel jemanden, nennen wir ihn sauhalber Jens-Farbian Marder, der 2006 von seinem Verlag eine Abrechnung über Euro 3,07 bekommen hat. Sollte ich den Kontakt zu diesem Schwein unverzüglich abbrechen?

Man braucht sich nicht schämen, berühmte Leute zu kennen, Vorsicht ist aber immer geboten: Behaupte, Du hättest sein Buch gekauft. Weil Du es nicht vorlegen kannst, hast Du es gerade verliehen. Solltest Du sein Buch tatsächlich gekauft haben, hämmer es rechtzeig in den Schredder, sonst klirrt der ungefragt seinen Scheißnamen mit irgendeiner hochnotpeinlichen persönlichen Bemerkung, was für ein toller Kerl Du bist, da rein. Mit diesem Vorwurf musst Du dann für immer leben. Auch Verbrennen hilft dann nicht mehr. Außerdem solltest Du ihn immer an den Kühlschrank lassen, wenn er eh schon bei dir wohnt.
Eine enge Freundin hat seit Jahrzehnten Bücher einem Hamburger Verlag in immer neuen Auflagen im Programm. Sie hat nie auch nur einen Pfennig dafür bekommen. Bücher verkaufen sich nicht nur schlecht, Verlage bescheißen auch heftig. Kaum ein Autor traut sich, drüber zu reden, alle Pisser und Schisser fürchten, die Türen hinter sich zuzuschlagen. Ich eifere meiner Freundin nach. Meine letzten Verlagsabrechnungen betrugen € 0,50 & € 2,34. Bei einem dritten Verlag hab ich tatsächlich seit Jahren stolze 17EuroirgendwasKomma50 offen. Die zahlen aber erst ab 50 Euro aus. Ich hoffe, dazu kommt es nie, denn würde ich diese Barriere überschreiten, würde alle Reputation, die ich mir mühsam blabla usw. usf.

Präzision ist das (l)A(ch) und (l)O(ch): Wenn jemand hinkt, bietet es sich an, ihm in sein Fortbewegungsapparatloch zu scheißen. Wenn jemand vergesslich ist oder Gasbein mit Flimmergau verwechselt oder ein elendes Arschloch ist oder eine komische Augenbraue aufweist oder oder oder – immer ist ein passendes Loch zur Stelle, das fachmännisch gefüllt gehört. Nenne ein paar satirische Meisterleistungen, die dich beeinflusst haben.

Aktuell beeinflussen mich eigene:
„Wenn mein fetter Nachbar beim Arzt eine Urinprobe abgibt, nehmen die das im Labor zum Frittieren.“
„Erdogan wird es nie zulassen, dass die EU der Türkei beitritt.“
Über allem aber thront der Titanic-Titel: „Schlimmer Verdacht: War Hitler Antisemit?“
Unübertroffen ist und bleibt Andi Warhol, der einer Interviewerin über den Mund gefahren ist:
„Herr Warhol, würden sie sagen, die Pop-Art ist -“
„Nein!“

Als Satiriker machst du auch vor derbstem Unfug nicht halt – erinnerst du dich noch an deinen allerersten erfolgreichen Lochschiss?

Ein Holzkreuz im Alter von acht Jahren mit dem Namen der pummeligen Silke aus dem dritten Stock. Frau Wiedermann hatte vor der Haustür Stiefmütterchen gepflanzt. So ungeschickt arrangiert, das sah aus wie ein Kindergrab. Das war zugleich mein erster Skandal. Ich hab in dem Alter natürlich nicht kapiert, was für eine großartige Sache so ein Skandal ist, ich dachte, es ginge im Leben um diese andere großartige Sache, die mich täglich stundenlang beschäftigte. Ich dachte, es geht um Sex.

Wie viel Selbstbewusstsein sollte ein guter Künstler mindestens mitbringen? Wie viel höchstens?

Alles unter 17 cm wäre lächerlich, sagen wir also 18. Überwiegt das Selbstbewusstsein die Zweifel, ist man lediglich größenwahnsinnig. Dann sollte mans lassen.

Wo siehst du dich in vünv Jahren?

Der Maschsee in Hannover wird zugeschüttet, damit am gerade fertiggestellten Anbau am Sprengel-Museum ein Anbau angebaut werden kann, in dem ich wohne. Endlich genügend Platz zum Arbeiten an einem Ort, der mich bedingungslos liebt und mich schonungslos aussaugt. Das Museum wird umbenannt in Halle der bANALität, Kulturschrauben organisieren daraufhin tagelange Massenproteste, bei denen versehentlich das Alte Rathaus in Flammen aufgeht, glücklicherweise aber auch die Oper. Ich erhalte Asyl in der Kestner-Gesellschaft.

Sitzt das deutsche Fleisch noch locker, oder müssen wir uns Sorgen machen?

Schöne Frage. Wer sich keine Sorgen macht, hat zu wenig Zeit oder falsche Freunde.

Was bringt dich in unserer heutigen Gesellschaft zum Kotzen, was auf die Palme?

Die Google-Blödheit: die Unfähigkeit, Richtiges von Falschem zu unterscheiden.
Meine Nachbarn, die sich nur für Scheiße interessieren. Die haben mittlerweile sechs Kacken-verboten-Schilder ans Haus geklebt. Und zwar auf einer Höhe, wo es die Hunde besonders gut lesen können.
Dass Kneipenwirte alles in den gemischtrassigen Müll werfen.

Warum haben eigentlich die meisten Künstler so dürre Ärmchen? Weil sie keine Zeit für Pump einplanen. (Dumme Frage.)

Ist das so? Gegenfrage: Angeblich sind unter Künstlern so viele Schwule, wieso ist mir nie einer begegnet, obwohl ich sofort was mit ihm anzufangen wüsste, falls seine Fresse dafür taugt?

Welchem Künstler würdest du ungern auf der Straße begegnen?

Anders geantwortet: Ich habe mal in einem Verlagsvertrag den Passus installiert, dass Vito von Eichborn niemals in diesem Verlag tätig werden darf. Ich hab den Schleimer nämlich in einem anderen Verlagszusammenhang kennenlernen müssen, davon hab ich mich nie erholt, mir ist heut noch schlecht. (Strafrechtlich irrelevante Benefizbeleidigung.)

Verzeihst du mir noch einmal meine pathologische Wortspielsucht und ihre zuweilen brüllend blöden Auswüchse (vgl. übernächste Frage)?

Jadesto.

Und was ist mit der oftmals sparsam bemessenen Bildwiederholfrequenz von CCTV-Kameras: Lässt sich diese als Erklärung dafür heranziehen, dass die Dinger hauptsächlich Ungeheuerliches bis Perverses einfangen?

Immerhin hat das mit Licht zu tun. Wie kommt das eigentlich, dass ein Photon einer Supernovaexplosion vier Milliarden Jahre unterwegs ist, sodass wir uns diese Supernovaexplosion heute ganz weit nach früh angucken können, aber das Photon aus der Schreibtischlampe nimmt sich nicht einmal ein paar Sekunden Zeit oder fünf Minuten?: Das Licht geht sofort aus, sobald ich die Lampe ausschalte, ist augenblicklich pfutsch. Sollte das Photon aus der Schreibtischlampe nicht für einige Milliarden Jahre Helligkeit sorgen? Überhaupt: Wenn Photonen ferner Sterne Milliarden Jahre überdauern, sollten die Milliarden Photonen von Milliarden Sternen, die Milliarden Jahre durchs Universum schwirren, das Universum nicht klirrendhell erleuchten? Woher stammt die Dunkelheit?
Jetzt geht’s mir etwas besser. Glaube ich.

Hat Jam Bonermum alles richtig gemacht?

Selbstverständlich habe ich das richtiggemacht. Das Ziegenfickergedicht war zwar bloß großer Klamauk, hat aber deshalb oder gerade deswegen funktioniert, weil es viel zu lang war. Ursprünglich wollte ich wochenlang nachlegen und weitermachen, bis Erdogan der Bundesrepublik den Krieg erklärt: Ich hör sein eierloses Quiekstimmchen so gern, wenn der sich aufregt. Ich stell mir dann immer seine Frau vor, die den Typen drüberlassen muss. Brrr. Solche Bilder sind zwar voll ekelhaft, aber dafür lebe ich. Die ZDF-Diktatoren haben mir dazwischengefunkt. Es berührt mich nicht, denn ich zahle eh keine GEZ.

Bisher unangesprochen gebliebener Bonus-Elefant: Ich erinnere mich, dass du mal auf eine Lebenslauf-Parodie von mir mit verstörender Unhöflichkeit reagiert hast – magst du dazu was sagen?

Ich erinnere mich nicht. Es gibt aber nicht viel, was in Frage kommt. Ich nehme an, du hast dich an einem antisemitischen und/oder homophoben Fauxpas versucht, dem es an sprachakrobatischem Hedder mangelte. Wenn so etwas schiefgehen soll, muss man das prima anlegen. Kurzgesagt: Der Knoten darf nicht aufgehen.

Und hier noch ein kleines Walkthrough durch deinen witzigen wie inspirierenden Gedichtband „Es geht auch ohne Elke Elke“ (2015) feat. Elke, Karlstadt Lagerfail, Dachschaden, Rücksichtsnahmesenf u. a.:

Mein Wellensittich nickt selbst die neue Dream Theater durch. // Wer ist Du denn? // Menschen stelle ich mir grundsätzlich ins Wohnzimmer (Möbel Günter). // Zuckerrüben sind sehr intelligent, ihre Haare allerdings das Letzte. // Vollständig deviante Kinder im Raubmaulkostüm. // Wofür steht ELKE? // „Wir sind Inge-borrow (vgl. WC-Würfel) – Widerstand ist zweckloch.“ // Nazihai ist politisch inkorrekt, es müsste „Niezhau“ heißen. // Furnier-Transformation an Marianne auf To-do-Liste gesetzt. // Wer ist denn bitte KARLSTADT? // Man nehme zwei Bürger und stecke sie so lange aufeinander, bis Reim entsteht. // Positivschinken + Negativwurst = Neutralflaisch. // BILD Dir Deine bizarre Achselhöhle! // Anderen den selbstgebastelten Spiegel (aus alten Großhirnrinden) vorhalten. // Aussehen – die schönste Nebelmaschine der Welt. // Nachbarn zwecks Saft einladen. // Schmetterlinge sind tabu, dachte ich. // Staubsauger saugen nicht nur Nagellack ganz gut. // Wenn „zement“ eine Verbform ist, wie lautet dann die dazugehörige einsame Mutter? //

(Ich bekenne aus tiefer Überzeugung: Wenn man sich drei Exemplare der gehirngeschredderten Gedichte kauft, ist man voll auf deiner Wellenlänge. Und auf meiner ganz besonders.)


Beitragsbild: Pressefoto Iven Einszehn

Regentonnen­variationen-Walk­through mit Tatjana Kruse

Tatjana Kruse, Jahrgangsgewächs aus süddeutscher Hanglage, schreibt Krimödien. Mit ihren Serien um den stickenden Ex-Kommissar Siggi Seifferheld (Knaur Verlag), die ermittelnde Opernsängerin Pauline Miller und ihren narkoleptischen Terrier (Haymon Verlag) und den greisen Schnüffelschwestern Konny und Kriemhild (Suhrkamp Verlag) hat sie deutsche Crime-Comedy-Geschichte geschrieben. Außerdem findet sie Grießbrei voll okay und ist auch Fast-Namensvetterin von Jan Wagner, um dessen Lyrik-Bestseller „Regentonnenvariationen“ es im folgenden Gespräch geht.

www.tatjanakruse.de


Daniel Ableev
Was bedeutet „Die Kirche im Torf lassen“?

Tatjana Kruse
Moorleichen. Ich sage nur Moorleichen!

DA
Wie sind die Blindheitsgrade verschiedener Gemüsesorten?

TK
Ich bin nur ein kleiner, lockiger Lurch und kenne mich mit höherer Mathematik nicht aus.

DA
Darf man die Lingua franca der Pferde als Hübrr bezeichnen?

TK
Grundsätzlich darf man alles, aber – und da will ich jetzt nicht oberlehrerhaft rüberkommen, das mache ich jetzt nur im Interesse der gesicherten Faktenlage – Hübrr ist die Lingua franca der Jockeys. Bei Pferden spricht man ganz klassisch von Wieherschnaub.

DA
Was kostet eine lichtgepanzerte Forelle, wenn man als Lichtquelle die eigenen Augen nutzt?

TK
Bin Fischallergiker. Geht das auch mit Leberwurst?

DA
Wenn der Mütter Motoren losbrüllen wie Pralinen, hüpfen Rohlinge (wenig überraschend) von der Reling?

TK
Nein, wann immer Motoren müttern, verrohen Vielhüpfer. Aber das ist ein ganz gängiger Irrglaube, das muss Ihnen jetzt gar nicht peinlich sein.

DA
Espresso : Kaffee = Esel : ?

TK
Wenn ich morgens nicht mindestens einen Liter Espresso und/oder Kaffee trinke, schreibe ich nur Eseleien. Wie? Das war gar nicht die Frage? Wer hat mir Entkoffeinierten untergejubelt?!

DA
Weiß man mittlerweile mehr über Annas Scharte?

TK
Ja, das wurde von zwei investigativen Bloggern alles enthüllt: Anna konnte ihre Scharte auswetzen, hat die im Sack gekaufte Katze an eine liebevolle Für-immer-Familie vermittelt und kalligraphiert seitdem Redensarten in einer links-rheinisch gelegenen Jurte.

DA
Und was ist eigentlich aus Ninas Brüsten geworden?

TK
Die wurden vergoldet.

DA
Wäre es erstrebenswert, aus Zeitungen mittels hochmoderner Extraktionsverfahren nicht zuletzt auch Zeit herauszulösen?

TK
Theoretisch ja. Aber wenn man das tut, kann man hinterher aus den Zeitungen keine Origami-Kraniche mehr falten. Und wollen wir unseren Kindern wirklich eine Welt ohne Origami-Kraniche hinterlassen?

DA
Wie lange muss ein durchschnittlich begabter Maulwurf graben, um Urgroßvater über Tage zu befördern? Wie ändert sich die Grabdauer bei Hinzufügen weiterer „Ur“-Präfixe?

TK
Der Urgroßvater ist der Dünger, der dem Maulwurf und seiner Familie das Erdreich zum fruchtbaren Lebensumfeld werden lässt. Und ihr wollt ihm das wegnehmen, indem ihr ihn zwingt, den Uropa auszugraben? Schande, sage ich dazu, Schande!

In diesem Zusammenhang möchte ich natürlich gern auf meinen großen Jahrhundertroman „Grabt Opa aus!“ (Haymon Verlag) hinweisen, bei dem – das kann man gar nicht genug betonen – keine Maulwürfe zu Schaden kamen!!!

DA
Was ist von „zerschweben“ zu halten?

TK
Dasselbe wie von „überlanden“.

DA
Was ist der Unterschied zwischen Assel und Stein – wenn man mal ganz ehrlich ist?

TK
Ohne meinen Anwalt möchte ich diese Frage nicht beantworten. Gemäß Paragraph 55 StPO steht mir das Aussageverweigerungsrecht zu.

DA
Wie lange muss etwas (Hühnerstall, Regenmantel, Seefahrer) am Nagel hängen, um als geschmissenes Handtuch durchzugehen?

TK
Grießbrei esse ich am liebsten mit frischem Obst. Himbeeren, Erdbeeren, Kirschen – da bin ich völlig vorurteilsfrei. Es soll ja Puristen geben, die nur Zimt auf ihren Grießbrei streuen. Zimt! Echt jetzt, Leute – macht euch mal locker!

DA
Greisenschmatzen.

TK
Ich möchte Sie mal erleben, wie Sie ohne Ihre Dritten geräuschlos ein Steak essen … Dass das Thema Altersdiskriminierung im 21. Jahrhundert immer noch so kontrovers diskutiert wird, stimmt mich bitter. No age shaming!

DA
Wenn man „begegne“ wie „Champagner“ ausspricht, dann, tja, was dann?

TK
Champagner spricht man nicht aus, Champagner trinkt man! hickst Wie war gleich nochmal die Frage?

DA
Es tickt die Zeit, das Insekt, der Staub … wer von ihnen tickt nicht ganz richtig?

TK
Tick, tack, tick, tack, tick, tack. hypnoseschlummert

DA
Yak the Ripper, Yake wie Hose, zu allem Yak und Amen sagen  …

TK
Nach jahrelangen Recherchen ist es gelungen, den fälschlicherweise als „Jack the Ripper“ bezeichneten Fall zu lösen. Täter war in Wirklichkeit ein Yak aus Tibet, was eben nicht Yake wie Hose ist, sondern ein echter Knüller! Nach dem Ende der Mordserie überkamen den Yak schwerste Gewissensbisse, er wurde religiös und widmet sich seit nunmehr über einhundert Jahren (Yaks sind langlebig) der veganen Armenspeisung. Ente gut, alles gut.

DA
Friseure, die sich selbst die Haare schneiden. Ärzte, die sich selber verarzten. Kinder, die Kinder kriegen – ja ist denn die Welt komplett _______________________ geworden?

TK
Hier bitte authentisch einsetzen. Was einem bei einer Krimiautorin echt zu denken geben sollte …

Titelbild:  © Michele Corleone

Tridiversales InteReview mit Mat²hias Hockmann

Hockmann Tridiversum Cover 1200px

Matthias/Bowls Hockmann/Götzke studierte Jura bis zur Scheinfreiheit und arbeitet, ähnlich wie sein Kollegah, freiberuflich als Musikprojektleiter an verschiedenen Privatschulen in Köln, wo er zurzeit auch residiert, komponiert, musiziert und schriftstellisiert. Sein im Folgenden präsentiertes Romandebüt „Tridiversum“ ist der erste Teil einer geplanten Trilogie.


Daniel Ableev
Zunächst zum Äußeren: Tridiversum ist ein wirklich schickes Buch geworden. Das Cover ist schick, der grafisch kreativ aufbereitete Barcode auf der Rückseite ist schick, das Blau des Einbandes ist schick. Wenn man reinblättert, findet man zahlreiche (schicke) Abbildungen, die den Roman fast zu einer Art Graphic Novel machen. Das Papier ist hochwertig, ebenso die allgemeine Haptik.

Matthias Hockmann
Was ist ein Tridiversum?

DA
Dein Roman beginnt mit der ausgefuchsten Widmung: „Dieses Buch war schon immer der Mutter meiner zukünftigen Kinder gewidmet.“

MH
Das Buch ist mein Soulmate-Detektor. Telefonnummer steht auch drin. Sobald sie es gelesen hat, kann sie mich anrufen und mit mir übers Kinderkriegen sprechen. Momentan tappe ich da selbst noch im Dunkeln. Die Zukunft kennt die Adressatin.

DA
Die coolen enzyklopädischen Infomatrix-Einschübe in allen Ehren, aber was ist nun mit Herrn Tonello – heißt er mit Vornamen „Zetrick“ oder „Zetrik“?

MH
Diese Frage kommt eventuell zu früh, denn auf den Erfinder der Zeitmaschine wird erst im letzten Viertel des Tridiversums genauer eingegangen. Hier ein Anagramm, das zwischen den Zeilen steht:
Zetrik Tonello = Zeitkontrolle
Schon allein deshalb sollte der Terrakinetiker vom Sonnensystem t<hera (= <earth) den Buchstaben „C“ nicht unbedingt benötigen. Weder für seinen Vor- noch für seinen Zurücknamen.

DA
„Er […] stampfte die Unbeholfenheit des verschüchterten 12-Jährigen in die Fußmatte und gab seinen verletzten Stolz an der Garderobe ab“ – so ein Satz kann sich sehen (und lesen) lassen!

MH
Wenn das der einzige Satz sein sollte, der sich sehen (und lesen) lassen kann, ist das Buch schlecht. Ist er natürlich nicht. Das Buch ist gut.

DA
„Glassplitter um sie herum, Zeitlupe in ihr drin“ – so ein Satz kann sich sehen (und lesen) lassen!

MH
Siehste? (Lieste?)

DA
Heutzutage kommen ja viele Filme ins Kyno, die man gut und gern als „3D-Nichts“ bezeichnen könnte.

MH
Da sprichst du ein interessantes Drama an, aber hebe auch diesen Gedanken besser mal für später auf!

DA
Clayton Sun („Lover, Fighter, Lighter“) ist der Held eines fiktiven Comics – soll denn daraus vielleicht, etwa in Zusammenarbeit mit Illustrator-Surrogat Jonas Hauss, mal eine reale und abendfüllende Angelegenheit werden?

MH
So ist es. Ist es bereits. Anti-kausal betrachtet.

DA
Ein episches, bildgewaltiges Tableau von sechs Seiten Länge gegen Ende des Buches lässt die Emotionen ins Tridiversal-Erhabene anschwellen.

tridiversum

MH
Das ist der beste Zeitpunkt für eine kurze Pause. Jetzt kommt nämlich ein dicker Plottwist, für den ich Popcorn empfehle.

DA
Die möglicherweise kühne Vermischung der Konzepte Kosmos/Universum, Poesie und Algebra wird durch das Wortspiel „UniVers“ provoziert. Weitere Erfindungen sind der „Chakramulator“, „Teslaportation“ oder „Parabox“.

MH
Ein Fall für die Seltsamkeitsforschung also. „Möglicherweise kühn“ gibt es dort nur als Kompliment und UniVerse zuhauf.

DA
Wie kommt Collin eigentlich darauf, Elke mit „Elkö“ anzusprechen?

MH
Ich schätze, das liegt in der Natur der Sache: Viele Teenager [des Tridiversums] sind krampfhaft um Originalität bemüht. Und scheitern am eigenen Anspruch.

DA
Was macht für dich die Atmo der 90er am stärksten aus? Was ist uns verloren gegangen? Sind die 90er die neuen 80er, wenn man dem sehr guten Film Detention glauben darf?

MH
<> Orthographische Anmerkung: „das Atom“, nicht „die Atmo“ <>
80er Jahre = „Null-Bock-Atom“
90er Jahre = „Lost-But-Active-Atom“
Das 90er Atom ist demnach ein Upgrade des 80er Atoms. Und zugleich ein Millennium-Molekül-Downgrade.

DA
Was bitte ist ein „Atom“?

MH
Adam. Der Typ aus der Bibel.

DA
Dein Roman beginnt mit der ausgefuchsten Widmung: „Dieses Buch war schon immer der Mutter meiner zukünftigen Kinder gewidmet.“

MH
Diese Tatsache scheint es dir angetan zu haben … (siehe zweite „Frage“).

DA
Die coolen enzyklopädischen Infomatrix-Einschübe in allen Ehren, aber was ist nun mit Herrn Tonello – heißt er mit Vornamen „Zetrick“ oder „Zetrik“?

MH
Diese Frage kommt eventuell zu früh, denn auf den Erfinder der Zeitmaschine wird erst im letzten Viertel des Tridiversums genauer eingegangen. Hier ein Anagramm, das zwischen den Zeilen steht:
Zetrik Tonello = Zeitkontrolle
Schon allein deshalb sollte der Terrakinetiker vom Sonnensystem t<hera (= <earth) den Buchstaben „C“ nicht unbedingt benötigen. Weder für seinen Vor- noch für seinen Zurücknamen.

DA
Wie sähen eigentlich Naturgesetze aus, wenn unser Schöpfergott Quantum Terrorino hieße?

MH
Wie zufällig.

DA
Wir säen eigentlich die Naturgesetze aus, wenn unser Schöpfergott Quantum Terrorino ließe.

MH
Wie abgeerntet.

DA
Und wenn Shakespeare Sportlehrer gewesen wäre?

MH
Romeo hätte Julia wegen ihrer Cellulite abserviert. Und faul im Staate Dänemarks wären lediglich die Bio-Eier gewesen. Die Elfen aus dem Mitsommernachtstraum hätten Orthello Proteinshakes serviert.

DA
Orthello klingt nach einer Schützenfest-Vollniete.

MH
Toni Korte auch.

DA
Liegt es da nicht nahe, hospitalistisch Wippende als Stromquellen anzuzapfen?

MH
Da? Wo? Im Prinzip? Im Getreide? In der Infomatrix?

DA
Im Sinnfrei-Komplex natürlich, wo denn sonst.

MH
Dort wird in der Regel überverwaltet. Die Antwort auf die Frage wäre also: positiv.

DA
Welche Organe (außer dem Herzen) sollten aus Teflon sein? Was sind die Vor- und Nachteile von vollständiger Durchteflonisierung à la „Teflon aller Länder, vereinigt euch“?

MH
Vielleicht die Leber. Und Ohren aus Telefon. Von Vor- und Nachteilen kann dabei allerdings keine Rede sein. Die Frau des Sportlehrers dürfte mir zustimmen. Cora heißt die. Cora Nickelmann.

DA
Ist denn Joshua Veenker eigentlich ein verkappter Wanker?

MH
Eher Greenpeacer. Mit einer Vorliebe für die Farbe Rot.

DA
Man kann aus ziemlich allem eine Beleidigung stricken, wenn man „3D-“ davorsetzt. Im Falle von „3D-Pubertät“ (die wir ja im 90er Atom durchlebten) wäre der 3D-Vorsatz mehr als Verstärker einer bereits gegebenen Beleidigung unterwegs.

MH
Korrekt. Selbiges gilt für 4D aus 5D heraus betrachtet. Beleidigungen lassen sich im Grunde bis in alle Dimensionen der Unendlichkeit denken. Folglich ist das Konzept ebenso simpel wie primitiv. Aber durchaus genial.

DA
Gilt dasselbe auch für „2D-“ (vgl. 2D-Hirn)?

MH
Analogisch.

DA
Wie (stink-)unnormal muss ein Bauer sein, um an Gy²lle ranzukommen?

MH
Bauern der Infomatrix sind allesamt Ak²erdemiker. Die Gy²lle kommt mit dem Treibtisch, an dem gearbeitet wird.

DA
Penis klopft gegen Unterhose (die Unterhose klopft zurück) ist eines der vielen Nietzsche-Zitate, die im Tridiversum figurieren.

MH
Du meinst wohl Kant. Es ist ein kantiges Tridiversum und keine ökologische Nietzsche für Sprachpuristen.

DA
Ob Nietzsche bei seinen Babys Stoffwindeln benutzte?

MH
Ja. Harter Stoff-Windeln.

DA
Ein Mitglied des WDR Mindfuck-Orchesters hat vor kurzem mit jemandem Schluss gemacht. Das klingt nicht ganz so traurig, wenn man bedenkt, dass „Schluss“ ein Vorname ist.

MH
WDR? Nie gehört.

DA
Zetrik hat also seinen Zeitraspelkubus eigentlich aus Gedichtzeilen hergebaut, wenn ich das richtig verstehe.

MH
Aus einem UniVers einen Tesserabstrakt, um genau zu sein. Aber ja.

DA
Das ist erstaunlich spektakulativ. Von wem oder was ist dieses InteReview eigentlich das Surrogat?

MH
Dany Able²v, progressive Seltsamkeitsforscherin der Infomatrix.


Titel- und Beitragsbild:  © Verlag der Ideen