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David Lynch, Twin Peaks und die Safidalität

Spoiler Alert

Die dritte Staffel von Twin Peaks, der Mutter des TV-Epos, einer der bedeutendsten und zugleich seltsamsten Fernsehproduktionen aller Zeiten, ist (rot) angelaufen. Die entsprechenden Kult-Vorhänge wehen wieder, teilweise in Überblendung mit dem Zickzack-Muster der „Red is the new Black“-Lodge-Böden, was primär einen irren Schuss Nostalgie und sekundär eine gewisse unfreiwillige Komik zur Folge hat: ist die Reprise dieser Farben und Formen in Kombination mit einem Seltsamkeitszoom ins Innere eines Grammophons und dem klassisch gewordenen Lynchdröhnen aus der Hermetikkeule nicht die reinste Selbstparodie?


Trotz aller motivischen Wiedererkennbarkeit und des grün umrandeten Schriftzugs, der Zusammentrommelung fast vergessener Gesichter (Mädchen Amick ist inzwischen eine reife Frau) wird hier alles andere als Anbiederung betrieben, spätestens mit der Glaskammer-Szene (mehr weiter unten) ist jeder Zweifel an „Der alte Junge hats immer noch drauf wie kein anderer“ passé. David Lynch, den man seit seinem letzten, inhaltlich wie technisch beträchtlichen Experimentalfilm Inland Empire ziemlich vermisst hat (wenn man den witzigen Gastauftritt als Drill-Captain für angehende Late-Night-Hosts in Louie, eine überraschende Kollaboration mit Werner Herzog, diverse Kurzfilme sowie Studioalben nicht mitzählt), geht konsequent seinen Weg. Dieser scheint nicht ganz so kuschelig zu sein wie die sehr frühen Neunziger, sondern weist Ecken und Kanten und – wait for it – Schrägen und disparate Mannigfaltigkeiten und durchaus unterbeseelte Kälten auf, die insbesondere sein stark heterogeniales Werk ab 2001 auszeichnen.

In bisher jedem seiner Filme bot Lynch mindestens eine Verstörung an, die auf der Hirnrinde kleben blieb wie Information auf der Kuhhaut dieses unseren Hologramms, das sich Existenz schimpft. In Eraserhead war es am ehesten das „Baby“, in The Elephant Man war es die Mitproduzentenschaft von Mel Brooks, in Dune war es die Bild- und Tongewalt, in Wild at Heart waren es Willem Dafoes Zähnchen, in Blue Velvet war es Dennis der Gas-Hopper, in Fire Walk With Me war es der gesamte WTFilm, vor allem aber die CCTV-Perversion feat. David Bowie, in Lost Highway war es der brauenlose Myster X, der an zwei Orten gleichzeitig sein konnte, in The Straight Story war es die Abstrusitätsabstinenz, in Mulholland Drive war es die Abstrusitätsredundanz + Alptraumpenner gleich um die Ecke, in Inland Empire war es die mit nicht viel mehr als Microsoft Paint erzeugte Visage, die als „Trashface“ zu bezeichnen sich aus diversen Gründen anbietet, in der PlayStation-2-Werbung war es die unscharf eingestellte, das damalige Firmenmotto „Welcome to the Third Place“ eklatant auslebende Mumie (vgl. YOLO) – und in der aktuellen Lieferung von Twin Peaks schließlich ist es … tja, die Auswahl ist reichhaltig, aber wir entscheiden uns nicht für das drastische Driwwer-Bäumchen mit dem gelbstichigen Plastilin-Trollface und auch nicht für den Gigamord durch Wangenknochenmassage, sondern für jenen gräulich-weißlichen Ruckelschemen, der sich in einem zuvor dunkel gewordenen Glasbehälter abzeichnet und anschließend als akuter Horrorwirbel ein junges Liebespärchen leichenhausreif raspelt. Erst kurz vorher erklärte nämlich der Mann seiner neugierigen Gefährtin nicht ohne einen Schuss jugendliche Arroganz, dass es seine Aufgabe sei, den berüchtigten Wunderkasten, Teil einer metaphysikalischen Enigmahrschaltung, zu beobachten, da darin angeblich etwas erscheinen könnte. Der umwerfend monströse Verweis auf die Tatsache, dass sein Vorgänger eine nicht weiter spezifizierte – wo „Lynch“ draufsteht, ist nicht zuletzt auch unaussprechliches Andeutungsgrauen drin – Emergenz erfahren durfte bzw. musste, bereitet den Zuschauer nur unzureichend auf das kurze, aber präzise Inferno vor, das zu unterschätzen sich nicht schickt. Bei genauerer Analyse der Unbegreiflichkeitsstruktur des dämonischen Aggressors fallen wieder die anspruchslos anmutenden Spezialeffekte auf, der Gruselzyklon ist in seiner diffusen Bewegung durchaus prim und hat gar etwas von den mühseligen Fernseh-CGI von 1997 – aber das macht die Sache nur noch schlimmer.

Konzentrieren wir uns nun ganz und gar auf die Errungenschaften der Glaskastenschwebung, um mit ihrer Intensität besser fertigzuwerden. Es handelt sich hier um eine vage, blasse, tendenziell antihumane Kreatur: etwas. Zu erkennen ist ein nackter, möglicherweise geschlechtsloser Körper/Geist, das Gesicht ist bestenfalls angedeutet, die Konturen sind unscharf, zittrig, transient, offenbar eine biologische wie physikalische Widernatürlichkeit. Ein gespenstisches Unwesen also, das unbekannten Gesetzen (falls überhaupt) zu gehorchen scheint, die zu begreifen uns nicht zusteht. Selbst wenn wir die stark erhöhte Bewegungs-, Stoffwechsel- oder ganz allgemein Daseinsgeschwindigkeit hinnähmen, so wäre noch immer nicht bekannt, was der Grund für die Zitterpartie – eine weitere Reverenz vor dem „creepy torso“-Stilbildner aus Jacob’s Ladder – ist. Levitation, ebenfalls ein renommiertes Merkmal von Widersinn, zumal die Leugnung der Schwerkraft selbst masselosen Pharaonen nicht vergönnt ist, kann als Ausdruck des Wunderbaren, aber auch Widerlichen zu deuten sein. Die mit den klassisch Twin-Peak’schen Invert-Sounds einhergehende Verdunkelung des kubischen Behälters lässt vermuten, dass die Schwärze des Raums der Fleischfond für das Bleed-over des megamalignen Hobelgeiers in unsere Realität zu sein scheint. Oder ist das Dunkel gar gasförmig, also eine Art Schwarzer Rauch, wie wir ihn bei Lost kennen und aufarbeiten gelernt haben? Die Finsternis bzw. Schwärze als furchtbarer Boden für Alptraumhaftes ist selbstverständlich ein Archetopos – unser Universum mit den unzähligen Konkreta und Abstrakta darin funktioniert nach ebendiesem Prinzip. Das Glaskasten-Event ist wohl nichts anderes als eine weitere Manifestation der Höllendimension, wie es Bad Boy Bobby, die Schwarze Hütte und die roten Vorhänge sind. Die Jenseitigkeiten der Unterwelt sind nun mal so viel mehr als ein gehörnter, ggf. mit Monsterpeniß aufwartender Satan.

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Die seelenvolle Seltsamkeit der Neunziger mag hin sein, der Kirschkuchenfetisch fühlt sich nicht allzu wohl in seiner neuen Haut, dafür aber ist das unselige 2017er-Strangeologos auf 11 gedreht. Erfreulich zu sehen, dass Lynch endlich die volle Transformations- und Wunderkammerpower des Roten Raums, Holodeck für Visiardäre, realisiert. Während in den ersten beiden Staffeln die Black Lodge mit ihren Bizarro-Eicheln – erst jetzt wird es unmissverständlich deutlich – doch etwas zurückhaltend war, erblüht in den neuen Folgen ein richtiger So-was-von-Abseitiger. Natürlich sei hier nicht zuletzt der modernen EDV gedankt, die unzählige ?¿-Hämmer relativ unaufwändig ermöglicht.

Von weird zu warmherzig, von silly bis chilly, von Hypersentimentalität nach Ultragewalt in Sekunden – hier regiert die totale Alles-ist-Möglichkeit: Eine massiv stressige Hupszene ebnet Chillout-WTF den Weg. Michael Rühl zelebriert einen abstrusen Brando-Pastiche, während Evil Coup den wohl safidalsten Telefonanruf aller Zeiten (vgl. Nina Myers’ Was-hast-du-getan!?!-Fernmanipulation in 24) tätigt. Inadäquate Emotionen treffen auf Traum-Frau Monica Bellucci, missratener Stagnationsabfuck heiratet Audrey Horne (nicht die Band) mitsamt ihrem offenbar ausdiskutierischen Homunculus von Ehemann. Tammys Laszivität vs. Bossbrei vs. Franz-Kafka-Plakat vs. schwarze Weltenvortices vs. Auch Pfriem-Zwerge haben eine Vorliebe für Auftragskills vs. instabile Tulpa-Shakur-Doppelgänger, die als Schläfer rekrutiert, aktiviert und anschließend gen Jenseits beyond verworfen werden, wobei noch etwas minderwertig animierter schwarzer Rauch und ein güldenes Bällchen als Single-Auskopplung übrig bleiben … Manchmal liegt die Überraschung aber auch darin, wie offensichtlich-straight einige Gegebenheiten sind. So überrascht es kaum, dass der gutartige Andy als Einziger die White Lodge betreten darf, um vom Akromegalieschen über die schutzwürdige, da benigne Augenlosigkeit der zärtlich klickenden Asiatante instruiert zu werden.

Das Schauspiel ist teilweise so hölzern (woody Aliens der Obdachlosigkeit lassen indezent grüßen), die Dialoge so künstlich und die Dramaturgie so knifflig, dass es eine wahre Freu/mde ist. Hauptgericht, Beilage und Nachspeise hören allesamt auf den Namen Seltsamkai. Manchmal ist es primär Schrulle, etwa wenn Mindy allen Ernstes durch das Konzept des Mobiltelefons ziemlich wörtlich aus den Socken gehashtagt wird. Ein andermal ist es die erstaunlich alberne und vor allem langwierige Wir-habens-langsam-kapiert-Comedykiste, in die Agent Ex-Cooper, nunmehr Dougie „Goldkügelchen“ Jones, gasförmig-enthirnt aus der Steckdose strömt, nachdem er via Stromwelt (vgl. Egner: „Die Elektrizität ist, wie zuvor schon die Ventilatoren, mit Seltsamkeits aufgeladen.“) in die sog. Realität gesogen wurde, nicht ohne dabei Schuhwerk und Persönlichkeit einzubüßen. Kognitiv unbelastet stolpiert er durch die Berufs- und Lebenswelt seines arglosen Avatars, gewinnt mithilfe seiner größtenteils aus der Spiegelung der jeweils letzten zwei bis drei Worte des Gegenübers bestehenden Kommunikationskunst neue Freunde und weiß sogar gestörte Diagramme hinzukritzeln, die sich als überraschend sinnhaft herausstellen.

Es dominiert aber natürlich jene Seltsamkeitsart, für die Lynch am meisten verehrt bzw. verhasst wird: inspirierend kühne, unauflösbare Kryptoschlimmären, deren Puzzle-Teile, einmal über das Rezipientenhirn geschoben, kurz ineinandergreifen, nur um im letzten Moment durch das Herausschnellenlassen einer ultravioletten Tierzunge zu kastrieren. Daher gehört zu den Höhepunkten der Serie bzw. der gesamten Fernsehgeschichte definitiv Folge 8, die nicht nur mit einem NIN-Cameo, sondern auch mit übelster Got-a-lighter-Logik punktet: In der ersten Atomexplosion in Los Alamos wird das Böse geboren, das übrigens ein wenig an den Raspelknut vom Anfang erinnert – und Bob der Gaumeister ist mit von der Partie. Sogleich wird von einer höchst suigenerischen Wächter-Instanz die inzwischen durchmythifizierte Laura Palmer als ein Antidot zu den Dres. Evils dieser Welt in der Existenz installiert. Nachdem ein fachmännisch, jedoch fehlerhaft manipulierter Zeitstrahl nach hinten losgeht, endet Twin Peaks: The Return (scheinbar) in unserer Realität, fernab von Magie und Seltsamkeitssupremat, alles wirkt naturalistisch, banalltäglich, Rohei ’n’ Ödion – doch dann geschieht noch ein finaler Mind-Glupscher …

Quelle: YouTube

Jedenfalls ist Lynch für das „Weird/Bizarro“-Genre in etwa dasselbe wie The Raid für Action, Kung Fury für Comedy, Tony Soprano für die Gattung „Homo sauens mit sympathisch-soziopathischen Anwandlungen“, Watchtower für Prog Metal, Dalí für „Hat wirklich noch nie jemand zuvor an weiche Uhren gedacht?“, Beavis für Neurose, Butthead für zahnfleischbasierte Arschgesichter, D. P. Schreber für Mehlhäuphrenie, Banane für Krümmung, „Alma Mater“ für Bildungsbürger, Studenten für Bierchen, Bällchen & Bude, was für Nullen, Nullen für Computer, Einszehn für Iven, russische Oligarchen für Gold, Danielewski für ■, Einstein für Genialität, Mozart für Genialität, Stephan Hawking für Sprachausgabe, „Triologie“ für Rechtschreibung, Tarantino für Fußfetisch, Nazis für Star Wars, Ufos für Verschwörungstheoretiker, Daniel Ableev für Ganz-vorne-im-Klassenbuch (gleich nach den AAA-Batterien), Descartes für Skepsis, Uranus für Höhöhö, Rauchen für Verbote, 608/609 für Gielgen, Elon Musk für MAGs (multipel ambitionierte Genies), Apple für Hipster, Laser für Akronyme, Bonn für Wortspiele, Matrix für Parodieoverkill, Hellboy für Asymmetrie, Symmetrie für Quantenphysik, Quantenphysik für die Wiedervereinigung von Naturwissenschaft und Philosophie, Philo für Sofie, Lichtgeschwindigkeit für Konstanz, Konstanz für Ferdinand von Zeppelin, Zeppelin für den Rock, Rollins für Henry, Heath Ledger für Bleistift-Gags, Christopher Nolan für schwächelnde Dialoge, M. Night Shyamalan für Pointenhuberei, Bruce Willis für Glatzencoolheit, Glatzencoolheit für Vin Diesel, Vin Diesel für Monosyllaba, Lars von Trier für Enfants terribles, Nymphomaniac für die Fingernägelschneidreihenfolge, Joe Pesci für Giftzwerge, Douglas Hofstadter für Interdisziplinarität, Charles Darwin für Evolution, Evolution für Revolution, Helge Schneider für Impromptu-Kniffel, Jonathan Basile für Selectronik, Fails für Compilations, Spın̈al Tap für Metal-Umlauts, Muschel & Blasi für SEK, Flüchtlinge für DaF-Zertifizierung, DaF-Zertifizierung für arbeitslose Geisteswissenschaftler, Matthew Barney für Bienen-Drumsoli, David Blair für Bienen-TV, Carmina Burana für Filmtrailer […]

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Kommen wir nun aber zum „Schimmel im Wohnzimmer“ – Safidalität? Das Groteske ist ein Spektrum: Am einen, harmlosen Ende finden sich einfache Übertreibungen wie die Aussage von Steve Coogans Phileas Fogg in Around the World in 80 Days, worin er die Bezichtigung, eine Bank ausgeraubt zu haben, als „grotesken“ Vorwurf abtut [exaktes Zitat suchen]. Es folgen diverse Skurrilitäten in Form von Zeichentrickfilmen, Monty Python etc. Irgendwo in der Mitte des genannten Spektrums strolchen Zombies, Vampire, Werwölfe und dergleichen, keinesfalls ununheimliche Kreaturen, die jedoch selten jene ausschlaggebende Grenze zur Unfasslichkeit erreichen oder gar überschreiten. Eben hinter jener Grenze aber beginnt die Kühnigsdisziplin der Weird Fiction, die die Lovecrafts, Ligottis, Egners, Cronenbergs und natürlich David Lynchs dieser Welt – knallharte Safidalisten eben – beheimatet. Safidales kann durchaus mit Physis, Mutation und ähnlich „Profanem“ zu tun haben (vgl. etwa Tim Burton, Guillermo del Toro, Michail Bachtin usw.), aber der bedeutendste Konstitutionsfaktor von Safidalität ist der Unbegreiflichkeitsterror, der Unvorhersagbarkeitsschock, der dissonante Kogelton angesichts von Hybridisierungsprozessen, die aufgrund inkompatibler Substrate eigentlich zum Scheitern verurteilt sind – doch was, wenn das Scheitern misslingt? Safidal ist jede noch so subtile, raffinierte, ephemere Abartigkeit, die im Kern einer jeden Abstrusität steckt. Wahre Safidalität ist so extrem, dass sie den Rezipienten teilweise oder ganz vernichtet, weshalb selbst mächtige Vokabeln wie „grotesk“ oder „absurd“ nicht heftig genug sind.

Jede Kunstform kann die nötige Subversivitätsderbheit aufweisen, um einen Beitrag zur Weltsafidalität abzuliefern, so etwa Musik (Dead Can Dance, Technical Brutal Death Metal, Breakcore etc.) oder Literatur (Kenji Siratori, Daniil Charms etc.). Die meiste Safidalität findet sich aber in den visuellen Künsten. Wenn in Event Horizon Sam Neill ohne Augen antanzt, dann ist das grotesk, sobald er aber den Grund dafür nennt, warum Augenlosigkeit gar kein Problem sei, wird es safidal. In Philip Kaufmans Invasion of the Body Snatchers sind die Klon-Pods zweifellos grotesk, doch der gellende Schrei von Jack Bauer senior am Schluss ist eher safidal. Alien-Eier sind grotesk, aber die technologische Fremdartigkeit der Steuerkonsole im Raumschiff der Engineers ist safidal. In der Farscape-Folge „DNA Mad Scientist“ assimiliert Namtar zahlreiche Genotypen, um seine Fähigkeiten zu erweitern, was sicher grotesk ist (vgl. Syler in Heroes oder die Borg in Star Tarek – Türkisch für Anfänger) – ziemlich safidal wird es aber, als er am Ende sein gesamtes Skills-Akkumulat einbüßt und zu seiner durch die vielen Fort- und Weiterbildungsschichten getarnten Ausgangsform, nämlich einer Art debilen Ratte, zurückmutiert. Die diversen Zirkus-Mitarbeiter in Freaks sind grotesk, doch die Strafe, die man der fiesen Ex-Schönheit Cleopatra am Ende angedeihen lässt, ist doch ganz schön safidal. Die Verwandlung von Dr. Jonathan Osterman in Doctor Manhattan ist abnorm, doch seine Monumentalstrukturen auf dem Mars haben es faustdick hinter den safidalen Ohren.

In Enter the Void entführt uns Gaspard Noé in die safidale Welt der subatomaren Seelenquanten, in Requiem for a Dream zeigt sich der Kühlschrank von seiner safidalen Seite. Gore Verbinskis Ring ist reichlich safidal, der 2001er Monolith, der offenbar zu 108 Prozent aus Portalschwärze besteht, ist ebenfalls nicht ohne. Und wie stehts mit der transgressiven Kettensägend-aus-dem-Fenster-Szene in Brian De Palmas Scarface? War El Topo nicht auch ziemlich daneben? Und die Schlussszene von Taxidermia? Wenn aus Dr. Jekyll Hyde wird, dann ist das sicherlich grotesk, doch wäre es nicht safidal, wenn Hyde auch einen Doktortitel hätte? Begotten ist von vorne bis hinten safidal, ebenso das meiste von Chris Cunningham. Dark City ist nicht unsafidal, was vor allem imposant schwebenden Strukturwandlern in SMänteln geschuldet sein dürfte. Wie stehts aber mit Munchs Schrei? Sind die gewaltigen Metamorphosen in Carpenters The Thing safidal? Und John Carpenter selbst? Das Stacheldraht-Finale in Gans’ Silent Hill ist auch kein schlechter Kandidat, oder? Ist Pyramide Head safidaler als Donald Trump? Ist Funky Forest: The First Contact zu albern, um safidal zu sein, oder gilt das genau Umgekehrte? The Cell hatte einige visionäre Safidalitäten auf Lager. Hieronymus Bosch ist gewiss safidal, ebenso Francis Bacon. The Leftovers hat eine nicht unsafidale Prämisse, Picnic at Hanging Rock ebenso. Transfiguration, eine völlig safidale Performance von Olivier de Sagazan. Die erste Staffel von True Detective ist leider nicht safidal genug, dafür aber evtl. das Christmas-Special von Black Mirror mit seinen horrenden SF-Implikationen? Luther (mit Dris in der Hauptrolle) hat überraschenderweise ganz kurze Safidalitätsanflüge. Threshold. Resident Evil 4. Buffy the Vampire Slayer. Jam. Tim & Eric Awesome Show, Safidal Job. Wonder Showzen. Lexx. Killer7. Perfect Hair Forever. Uzumaki. Snuff Box. The Head. Xavier: Renegade Angel. Black Hole. The Eric André Show. 12 oz. Mouse. Diverse YouTube-Kanäle (cyriak, Cool 3D World) … nur um recht wahllos ein paar wenige Beispiele zu nennen.

Fakt bleibt: Jenes ungewisse Etwas, das Safidalität ermöglicht, war schon immer essenzieller Teil von David Lynchs weltbewegender Mythologie, die ihn stets in den allerhöchsten Sphären der Seltsamkeit operieren ließ. Mögen Comedy-Größen wie Martin Short (Jiminy Glick in Lalawood) oder Mike Myers (SNL) Lynch – zu Recht – für seine eindeutig lynchesken Visionen durch den Kakao mobben, am Ende muss man sich doch eingestehen: „You’ve been Lynch’d!“

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Und hier noch einige Filmtitelparodien, die es aufgrund von akuter Overthetopdidelung nicht in den Text geschafft haben:

Larry
Jacob’s Leggins
Symptomaniac
Monty Python Flying Hirnkuss
Evian Horizon
Alienne
Fartscape
Freaks & Greeks
Euter the Void
Bling
Sparface
El Popo
Taxidrivia
Begossen

Quelle: YouTube
Titelbild: © Showtime