Schlagwort: Berliner Luft

Chuckamuck. Von Berlin nach Nashville und zurück

Schrammel-schrammel, schrei-schrei, rausch-rausch. Chuckamuck haben ein neues Album veröffentlicht. Cool!


Irgendwann hat eine Freundin mir erzählt, dass sie früher einmal mit dem Drummer (oder war es doch der Gitarrist?) von Chuckamuck rumgeknutscht hätte. Das muss Ende der 2000er gewesen sein. Chuckamuck waren noch gänzlich unbekannt und 1000 Robota galten als die Zukunft der deutschsprachigen Indie-Musik. Ich als Spätzünder hab die Band erst etwas später für mich entdeckt, dann aber sehr gerne gemocht. Auch wenn ich ihr nie so nahegekommen bin.

Chuckamuck sind Oscar Wald, Lorenz O’Toole und besagter Jiles plus den ein oder anderen Bekanntem am Bass. Sie kommen aus Berlin und machen Rock’N’Roll mit Schrammelattitüde. Dazu singen sie deutsche Texte ohne diskursrockige Bedeutungsschwere, die trotzdem gut bis grandios sind. Bestes Beispiel war die Hitchhike, die Lead-Single zu „Jiles“. Nach verschiedenen EPs und zwei Alben veröffentlichen sie jetzt das dritte, das sie nach sich selbst benannt haben.

Quelle: YouTube

Und natürlich erwartet jeder Musikfan von einem self-titled-Album die große Rückbesinnung auf alte Werte. Auch Chuckamuck sind nach dem höherwertiger produzierten „Jiles“ jetzt zur DIY-Ästhetik zurückgekehrt. Das klingt aber trotzdem super. Ich glaube sowieso, dass sie auch immer absichtlich etwas schrumpeliger spielen, als sie es in Wirklichkeit können. Ist ja schließlich Rock’N’Roll. Oder gar Punk?

Wie auf jedem ihrer Alben sind nicht alle Songs gut, dafür andere umso besser. „20.000 Meilen“ ist ein schmerzhafter Trennungssong, der ziemlich country-mäßig klingt und gegen Ende auch Nashville als Sehnsuchtsort für den frischgetrennten Protagonisten namedropt. Mit „Berliner Luft“ haben sie dagegen eine Hymne auf das kultigste aller Kultgetränke aus Berlin. Saufen und Krawall sind ja Themen, die in der distinguierten deutschen Indieszene nur selten zur Sprache kommen. Umso erfrischender ist dieser Song über Saufen mit frischem Pfefferminzatem. (Song und Getränk sind auch eine ganz persönliche Empfehlung des Autors)

Etwas enttäuscht war ich dagegen, dass mit „Sayonara“ der beste Song, den sie vorab veröffentlicht hatten, nicht auf dem Album enthalten ist. Aber das ist vielleicht so ein Beatles-Ding, die hatten ja auch viele Singles auch nicht auf den Alben mit drauf. Ich glaub aber, wenn Chuckamuck bald wieder in meine Stadt kommen, werde ich hingehen und mir einige große Schlücke Berliner Luft trinken, bevor ich mich auf den Weg nach Nashville mache.

Quelle: YouTube
Beitragsbild: © Jana Ritchie