Besiegt die Hoffnung die Verzweiflung?

Freundschaft, Hoffnung, Vertrauen und Verrat. Große Gefühle, universelle Themen. In seiner Neuinterpretation des Film- und Buchklassikers „Papillon“ bringt Regisseur Michael Noer sie auf die Leinwand.


Die Geschichte ist eigentlich nicht sonderlich komplex: Henri „Papillon“ Charriere (Charlie Hunnam) wird zu Unrecht zu lebenslanger Haft verurteilt, und weil er schon vor seiner Verurteilung keine weiße Weste hatte, glaubt ihm niemand. Er verschwindet in den Gefangenenlagern, die Frankreich in den 30er-Jahren in Französisch-Guayana betreibt. Hier lernt er den Fälscher Luis Dega (Rami Malek) kennen und zwischen ihnen entwickelt sich eine Zweckbeziehung, die nach und nach zur Freundschaft wird. Dega verfügt über Geld, Papillon über Körperkraft. Nur diese Kombination ermöglicht ein Überleben in der Strafkolonie. Alleine – das begreifen beide noch bevor sie einander mögen – ist eine Flucht aussichtslos. Doch auch wenn es Papillon gelingt, sie beide gegen die Angriffe anderer Häftlinge zu verteidigen und die Bestechungen Degas minimale Verbesserungen des Haftalltags bewirkten, mündet jeder Fluchtversuch in drakonischen Strafen durch die Wärter. Schließlich kommt es zur ersten Katastrophe, das Team der beiden Männer wird  getrennt und ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt wird.

Charlie Hunnam und Rami Malek in „Papillon“, © Constantin Film.

In zeitgemäßer Hochglanzoptik erzählt Noer eine Geschichte, die schon einmal die Kinozuschauer begeistert hat. Bereits 1973 verfilmte Franklin J. Schaffner die autobiographische Erzählung des französischen Schriftstellers Henri Charrières.

So gnadenlos wie die Wärter der Strafkolonie mit den Gefangenen umgehen, so  geht Noer hierbei mit den Zuschauerinnen und Zuschauern um. Gewalt, Tot, Hunger und Elend hunderter verurteilter Männer ergießen sich ins Kino und lassen den Blick nicht entkommen. Doch Noer ergötzt sich nicht am Schrecken, er verleiht ihm Ausdruck. Ausdruck in ungewöhnlich langen Kameraeinstellungen, frontal gefilmten Gesichtern und kurzen, aber ausdrucksstarken Dialogen. Bemerkenswert hierbei ist der Spagat, der ihm zu gelingen scheint. Auf der einen Seite zeichnet er ein Bild der Hölle auf Erden und auf der anderen Seite eines der beispiellosen Freundschaft zweier Männer. Dies gelingt ihm ohne pathetische Dialoge und kitschige Bilder. So überbrückt er die Kluft zwischen den beiden tragischen Helden in dieser Ausnahmesituation und den Kinozuschauerinnen und Zuschauern. Dies geht soweit, dass man sich dabei ertappt, sich aus der samtigen Komfortzone der Kinosessel hervorzuwagen, und mit Papillon und Dega auf eine strapaziöse Reise geht, die schließlich ein gutes Ende nimmt.

Quelle: YouTube

„Papillon“ von Michael Noer startet am 26. Juli 2018 im Kino.

Titelbild © Constantin Film

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