Alle Artikel von Daniel Ableev

I- & Undie-Videospiel-Special

Während sich auf der Novelle-Seite ein paar Deviews mit Independent-Entwicklern eingefunden haben, folgen hier (in folgender Reihenfolge) Einsätzer bis Wenigzeiler zu Videospielen, die über Steam zu beziehen sind – alles von Tripple-I bis UUUntergrund.


The Bridge

(The Quantum Astrophysicists Guild, 2013)

Ein von DJ Escher sowie And Yet It Moves inspiriertes Puzzle, dessen Hauptattraktion das besondere Spieldesign in Kombination mit knuspriger, erzskurriler Schwarz-Weiß-Bleistiftästhetik ist.

Geometry Wars: Retro Evolved

(Bizarre Creations, 2007)

Ein trotz Reduktion auf Drahtgitteroptik grafisch imposanter Shooter mit festlich implodierenden Schwarzen Prachtlöchern und einem rasant „bis zur Unerträglichkeit und noch viel weiter“ ansteigenden Schwierigkeitsgrad.

Pony Island

(Daniel Mullins, 2016)

Witziges bis verstörendes Metagame mit einer Idee Deep-Web-Satanismus sowie einem unvergesslichen Kampf um das Recht, das „Pony-Laser“-Kästchen anzuklicken.

Everyday Shooter

(Queasy Games, 2007)

Ein Gesamtkunstwerk aus Bild, Ton und Spielmechanik, wobei letztere in jedem der 8 Level, die als interaktive Umsetzung der von Jonathan Mak komponierten Gitarren-Tracks fungieren, moduliert bzw. neu erfunden wird.

Goat Simulator

(Coffee Stain Studios, 2014)

Völlig albernes 3D-Goatee, in dem man eine wahlweise mit Raketenrucksack, Atombola oder Eutereich ausgestattete Ziege durch die City steuert und Bitcoins durch Unfug, Chaos bzw. aggressive Ramm-Action sammelt, wobei das Auflesen kleinerer und größerer Objekte (Haltestelle, Mann etc.) mittels klebriger Tierzunge zum guten Ton gehört.

The Misadventures of P.B. Winterbottom

(2010, The Odd Gentlemen)

Manövriere einen veritablen Pince-nez-Gentleman mit Hilfe seiner subordinativen Klonkrieger durch stummfilmreife Knobelszenarien.

Papers, Please

(3909, 2013)

Ein Deprispiel erster Kajüte, in dem man als Kontrollbeamter in einem recht totalitär ostblöckenden Regime seine Arbeit am Schalter möglichst zur Zufriedenheit des Staates auszuführen hat, um genug Geld für die Versorgung seiner moribunden Mischpoke zusammenzusklaven.

Shatter

(Sidhe, 2009)

Eine moderne Variante von Breakout mit fantastischem Elektronik-Soundtrack von Module, ein paar Gameplay-Feinheiten sowie Levelnamen wie „Krypton Garden“, „Freon World“ oder „Boss Music“.

The Path

(Tale of Tales, 2009)

Tale of Tales produzieren seit Jahren AvantGames, darunter diese explorative Rotkappenbombe mit der Möglichkeit, abseits ausgetretener, ohne Umschweife zu Omas B&B führender Pfade die eine oder andere Seltsamkeitsbegegnung zu wagen.

Super Mario Odyssey

(Nintendo, 2017)

Nintendo als Indie-Entwickler oder -Publisher zu bezeichnen, ist in etwa so, als würde man ein zweijähriges Schreikind zum ISS-Kommandanten befördern.

A Story About My Uncle

(Gone North Games, 2014)

Auf der Suche nach seinem exzentrischen Erfinder-Onkel Fred landet das epische Avatarzan-Ich dieses First Person Jumpers mit spidermanischem Lasserlasso in einem charmanten Jules-Verne-Höhlenfantasmus, der von putzigen Blaumännchen und gefährlichen Eyehörnchen bewohnt wird.

Surgeon Simulator

(Bossa Studios, 2013)

Ein OMAO*-Schocker der schwarzhumorigsten Sorte, worin man mit lediglich einer, und zwar kackawkward zu steuernden Hand diffizile Aufgaben wie Herztransplantationen durchführen soll – Gigafail.

*Operating My Ass Off

VVVVVV

(Terry Cavanagh, 2010)

Absurd schwerer, selbst mit dem Unverwundbarkeitsetat von Nordkorea kaum schaffbarer, dafür äußerst charmanter Ultra-Retro-2D-Plattformer mit einem dramatisch-einnehmenden Soundtrack und einer einfallsreichen Wopp-Wobb-Grundidee.

Zeno Clash

(ACE Team, 2009)

Groteske Egoklopper-Jodorowskiabfahrt mit deftigen Faustattacken gegen Vogelmenschen und andere Xeno-Mutantchen.

And Yet it Moves

(Broken Rules, 2009)

Einen Yeti hat man hier zu erlegen, wenn „Yeti“ = „Boden unter den Füßen“ und „erlegen“ = „geschickt rotieren lassen“ heißt.

Thumper

(Drool, 2016)

Relativ verstörendes „Horror Violence Rhythmus Game“, das nicht nur als VR-Version beeindruckt – bizarre Ästhetik mit abstrakt thumpendem Soundtrack und einer bestialischen Geschwindigkeit machen diesen enorm tänzelnden Tentakelassiker aus.

140

(Jeppe Carlsen, 2013)

Äußerst fein designter Rhythmus-Hüpfer, der mit klarer Geometrie und Farbgebung sowie bemerkenswert durchgetakteten Endgegnerfights arbeitet.

The Talos Principle

(Croteam, 2014)

Man wage einen rätselhaften Jam mit dem Elohimmlischen Herrn, wobei großkalibrige Selbstschussanlagen und autark-schwebige Rutzdrohnen mit von der Partie sind.

Emily Is Away

(Kyle Seeley, 2015)

Windows XP voraussetzender Chatsimulator, in dem recht unprätentiös eine zunehmend bittersüße Geschichte vom Erwachsenwerden, dem Übergang Hochschule → Kolleg und erstem Auspacken eines Verknallbonbons erzählt wird.

The Binding of Isaac

(Edmund McMillen, 2011)

Auf der Flucht vor seiner irre gewordenen Reli-Mutter muss der kleine Isaac im Keller Schutz suchen – stattdessen findet er dort allerdings Misthaufen, -fliegen und polymorph perverse Feinde, die er mit seinen situationsbedingt endlosen Tränen bekämpfen muss – schweres, atmosphärisches Roguenbrot.

The Mammoth: A Cave Painting

(inbetweengames, 2015)

Auf einer Höhlenwand spielt sich die zum Heulen animierende Animation eines Präriemammuts ab, das in die jagende Frühmenschenmenge zu wüten gezwungen ist, um seinen Nachwuchs zu retten, am Ende aber als zwecklos tätlich gewordenes Opfer der Misere anheimfallen muss.

Boson X

(Mu and Heyo, 2014)

Voll das Indie-Gelegenheitsspiel, welches zügig den Geschwindigkeitsrauschenberg erklimmt und dementsprechend unspielbar wird, da man mit transhumanem Tempo einen Teilchenbeschleuniger durchpflügt.

Circa Infinity

(Kenny Sun, 2015)

Zu klasse Elektromucke dringt man immer tiefer ins Zentrum einer unendlich dynamischen Schwarz-Weiß-Rot-Zirkularität – und zugleich ins eigene hIm – vor.

The Franz Kafka Videogame

(Denis Galanin, 2017)

Leben und Werk des wohl populärsten Exzentrikers der Weltliteratur verschwimmen zu einem seltsamen und amüsanten Kniffelspaß für die halbe Familie, wobei einige Rätsel es echt faustdick hinter den kafkaesken Spitzeöhrchen haben.

Crayon Physics Deluxe

(Petri Purho, 2009)

Kleine Mechanik-Rätsel in hochauflösender und physikalisch plausibler Wachmalstiftästhetik lösen (oder lösen lassen).

Fez

(Phil Fish, 2012)

High-Concept-2/3D-Klassiker feat. Hütchenfein von kontroverser Indie-Ikone und Drama-Queen Phil Fish.

Life is Strange

(Dontnod Entertainment, 2015)

Der Publisher Square-Enix (Final Fantasy III, Final Fantasy IIIIII u. a.) ist nicht unbedingt independent, dennoch mag diese aufwendig produzierte, brillant inszenierte und spannende Geschichte um eine sonderbegabte Fotografie-Studentin auf dieser Liste nicht fehlen.

OLDTV

(Creability, 2017)

Audiovisuell vollkommen umgesetzter Konzentrationstest, der spätestens ab Level 4 einen vierstelligen IQ voraussetzt.

The Plan

(Krillbite Studio, 2013)

Es stimmt nicht, dass Fliegen keinen Plan haben, wie man hier auf unnachahmlich das-Numen-in-„monumental“-zurückholende, ins Kosmische ragende Weise erfährt.

The Polynomial

(Dmytry Lavrov, 2010)

Farbintensivste Explosionen lassen diesen meditativen Matheshooter ideal für vektoriell beglaubigte Spektralanalysten erscheinen.

Super Hexagon

(Terry Cavanagh, 2012)

Ohne Touch-Steuerung nahezu unspielbares Geschicklichkeitsgame mit prima pumpigen Chiptunes und einem gehörigen Benzolinnuendo.

A Raven Monologue

(Mojiken Studio, 2018)

Ein spaziergängerischer Rabe macht auf dem Hinweg ein paar Bekanntschaften, denen auf dem Rückweg entscheidende Mutamorphosen widerfahren sind.

Spooky’s Jump Scare Mansion

(Lag Studios, 2015)

Eine unendliche Anzahl von Korridoren, Abzweigungen und Türen, hinter denen zuweilen ein alberner Plötzlichkeitsgrusel lauert, legen das Prädikat „ziemlich sinnfrei“ nahe.

Blueberry Garden

(Erik Svedäng, 2009)

Ein Schnabelwesen, das ich Ali Pesto zu taufen versucht bin, durchwandert zu elegischen Pianoklängen eine saupoetische Landschaft, die aus disparaten Elementen wie Käse besteht und kräftig zu berücken weiß.

Gone Home

(Fullbright, 2013)

Ein stilles Explorationsspiel über die Wunder inadäquater, da autobiographischer Einschübe in DVD-Player-Rezensionen.

Morgul the Bloodwart

(Bloodwart Incarcerated, 2011)

Ein seltsames Spiel über einen phantasmagorischen Metallkunden namens Seinfeld, der mitten im Geheimkrieg gegen Asia steckt, ohne die zahlreichen Versprechungen in Bezug auf Transversalcouscous auch nur annähernd realisieren zu können.

Superhot

(SUPERHOT Team, 2016)

Innovativer und superb stylisher High-Concept First Person Strategist mit wenig zwingender Meta-Story, aus der sich allerdings der eine oder andere „Tree Dude“ zu ergeben weiß.

Bastion

(Supergiant Games, 2011)

Farbensprühendes Action-Adventure mit einem lässigen Hintergrund-Erzähler und einer Welt, die vom Helden ziemlich wörtlich erschlossen oder vielmehr „ergangen“ und so zum Entstehen gebracht wird.

 

Everything

(David O’Reilly, 2017)

In den Bonner Rheinauen beginnt das jenes titelgebende Alles umfassende Abenteuer, zunächst recht bescheiden mit einem schäbig vor sich hin krüppelnden Basaläffchen, später mit denkoptimierter Borke.

Mr. Shifty

(Team Shifty, 2017)

Eine echte Alternative zu Hotline Miami mit einem Teleprompter als Helden, der so zuschlägt, dass kein Fäustling mehr nachwächst.

Calendula

(Blooming Buds Studio, 2016)

Faszinierendes Metagame, in dem der typische Startbildschirm durch Spielbarmachung eine Groteskapotheose erfährt.

Hotline Miami

(Dennaton Games, 2012)

Eine echte Alternative zu Mr. Shifty ist dieser instantan kultige, zu Recht „äußerst positiv“ bewertete 80er-Actioner im Stile von Drive, der leidergeile Mucke auf verstörende Ultragewalt und verhängnisvolle Atmosphäre treffen und Blut zum integralen Kunstbestandteil avancieren lässt.

One Finger Death Punch

(Silver Dollar Games, 2013)

Ein mit genialer und entsprechend addiktiver Spielmechanik aufwartender 2-Button-(möglichst nicht)-Smasher, der Jet Li standesamtlich mit dem Keyboard vermählt, um so zu Jet Keyboard-Li zu gelangen.

Tacoma

(Fullbright, 2017)

Auf einer verlassenen Raumstation versuchst du, das Geschehene nachzuvollziehen, indem du teilweise verlorene Daten von AR-Geistern ausliest.

Plug & Play

(Mario von Rickenbach & Michael Frei, 2015)

Nach dem Einstöpseln finden in diesem meisterhaft minimalistischen Experimentalgame unterschiedliche Events statt, die einander mehr oder minder bedingen.

Inside

(Playdead, 2016)

Auf der Flucht vor den unheimlichen Machenschaften einer völlig sinistren Geheimgesellschaft durchqwert ein Junge verlassene Felder und Moore und Hallen und muss sich nicht zuletzt mit Hirnwürmern und ferngesteuerten Hûmen abplagen.

Islands: Non-Places

(Carl Burton, 2016)

Dieses surrealistische, in jedes anständige Museum gehörende Kunststück ist eine Videospielinstallation, in welcher das Betätigen leuchtender Schalter kryptomechanische Wunderlichkeiten aktiviert.

Bedlam

(Red Bedlam, 2015)

Eine der eher rar gesäten Buchverspielungen ist diese Hommage an das Shooter-Genre, präsentiert als Eklektoskop der letzten 20 Jahre FPSpielgeschichte.

Devil Daggers

(Sorath, 2016)

Der Möchtegernhardcoreler-N00b muss in diesem höllisch schweren Spiel nicht länger als 66 Sekunden überleben, um zu begreifen, dass hier die Satansgroteske optimal auf den Punkt gebraten wird.

Amnesia – The Dark Descent

(Frictional Games, 2010)

In diesem Horrorbrutkasten für angehende Draufgehende wird der Verstand von Meister Wahn rekrutiert.

Machinarium

(Amanita Design, 2009)

Ein paar Metallteile landen auf einem endlosen Schrottplatz und bauen sich mittels Adobe Flash zu einem der niedlichsten Cleverbots aller Zeiten zusammen, der sich auf die Suche nach stichhaltigen Argumenten gegen die sofortige Totalvernichtung der Menschheit macht und wahrscheinlich keine findet.

Awkward Dimensions Redux

(Steve Harmon, 2016)

Man bewege sich durch Harmons Autobiographie, tanze Tango mit Türen und finde hoffentlich jenen unsichtbaren Aufzug, der uns endlich aus der Unterwelt an die (vom Dieselskandal gesäuberte) Oberluft befördert.

Dr. Langeskov, The Tiger, and The Terribly Cursed Emerald: A Whirlwind Heist

(Crows Crows Crows, 2015)

Dieses Spiel hat leider ohne dich angefangen, aber zum Glück hast du ein Praktikum als Stück im Stück ergattern können und hilfst kräftig mit, indem du mehrfach den Telefonhörer nicht richtig abnimmst, die Laser reaktivierst und den Tiger-Hebel an Dr. Langeskov verfütterst – ein abstruses kleines Stanley-Parabellum.

Brothers: A Tale of Two Sons

(Starbreeze Studios AB, 2013)

Zwei eigentümliche Rühlknaben zeigen großen Logopädiebedarf und ein noch größeres Herz, indem sie es hilfemäßig knacken lassen und für ihren siechen Opa die erforderliche Tetrapack-Salbe aufsuchen.

Spore

(Maxis, 2008)

Man lasse einen Einzeller bis zum Stimmbruch mutieren und schicke das Resultat auf eine Dienstreise in das Organische Verbrechen namens Existenz.

Bad Dream: Coma

(Desert Fox, 2017)

Point & click dich durch morbide Dingschaften, tritt düstere Raben kaputt, kastriere Däumlinge und sieh zu, was aus dir wird.

Botanicula

(Amanita Design, 2012)

In gewohnt absonderlicher Amanita-Lieblichkeit werden Kreativität und Esprit krachen gelassen, wobei Pflanzliches, Allzupflanzliches zum Umtopfen des grün angelaufenen Daumens einlädt.

Deadlight

(Tequila Works, 2012)

Sehr atmosphärischer 2D-Zombie-Insider mit mehreren Dimensionen, wobei eine davon Grusel ist.

Garry’s Mod

(Garry Newman, 2004)

Mit diesem Spielkastensystem für Experimentellerminen kann man seinen Sauger an Stöpsel kleben und das Ganze magnetisch versiegeln – was 1 Half-Life.

Crypt of the Necrodancer

(Brace Yourself Games, 2015)

Der geniale Soundtrack ist mindestens die halbe Miete in diesem Rhythmus-Adventure, bei dem man sich den Respekt seiner Gegner taktvoll erhüpft.

Hand Simulator

(HFM Games, 2017)

Der Fidget Spinner liegt völlig entfremdet in der Ecke, ersatzweise greift die Hand nach der Horror-Oma, die Finger lassen sich dabei separat ansteuern – genau das Richtige für Handicaptain Debilly.

Fotonica

(Santa Ragione, 2011)

Bei diesem bis zum Abwinken durchstilisierten, fast monochromatischen Dauerrenner kann man die Hände deinstallieren, falls sie zu sehr vom Speed ablenken.

D4: Dark Dreams Don’t Die

(Access Games, 2015)

Sehr lustige Quiche-Time-Events machen diesen grafisch wie inhaltlich idiosyncrazy Shader-Hirni zu einem Erzeugnis.

Teslagrad

(Rain Games, 2013)

Mit einem magnetophonischen Bumsschuh ausgerüstet, macht sich der Held auf die Jagd nach Farbmarkierungen, um sich durch geschickte Manipolation zum Günstling seiner komplexen und wunderschön gestalteten Umgebung hochzupolen.

Crazy Machines

(peppergames, 2009)

Rube-Goldberg-Variationen für Physikheinz und seine kantenmechanischen TÜVtelgeister.

Overgrowth

(Wolfire Games, 2017)

Hier prügelt man sich als Assihasi durch Rummeldörfer, um seinen Leuten im Kampf gegen diverse Raubhasenhorden unter die SEK-bedürftigen Pfoten zu greifen.

Race the Sun

(Flippfly, 2013)

Bei enormen Geschwindigkeiten jenseits der Rauchmauer schwebt man in einem ätherischen Gleiter der fernen Sonne entgegen bzw. in Lebensgefahr, vor leiser Hoffnung auf mäßig programmierte Kollisionsabfrage schimmernd.

Chime

(Zoë Mode, 2010)

Arthouse-Tetris mit Musik von Philip Glass und bisher nicht für möglich gehaltenen Förmchen.

Limbo

(Playdead, 2010)

Der große (Indie-)Klassiker, ein über jeden Zweifel erhabenes Meisterwerk aus Style, Substanz und Design, vielleicht überboten vom noch perfideren Nachfolger Inside.

The Dream Machine

(Cockroach Inc., 2014)

Man untersucht Kisten, lässt sich vom Kühlschrank die kalte Schulter zeigen, enttäuscht seine Frau, sprich: führt als Knetmasse mit Klasse ein nicht zuletzt stilistisch famoses Gamesein.

Insanely Twisted Shadow Planet

(Shadow Planet Productions, 2011)

Als kleines Ufo lasert und schwebt man sich durch eine voivodesk extravagante Welt voller Finessen und Tentakelschwärzen.

GoNNer

(Art in Heart, 2016)

Grafisch und spieltechnisch recht eigener Gönner, der einen mitteltristen Wal mit sich herumschleppt.

Syberia

(Microids, 2002)

Soll wohl ein richtig marionettes Adventure sein, für genauere Angaben fehlt mir irgendein 3D-Beschleuniger oder so.

Fahrenheit

(Quantic Dream, 2005)

Dieser keinesfalls von Flatulenz handelnde Vorgänger des cinematisch-überbewerteten Heavy Rain ist eines der wenigen Spiele, in dem der Depressivitätsgrad angezeigt wird.

Five Nights at Freddy’s: Sister Location

(Scott Cawthon, 2016)

Man animiert Puppen zu mehr Leistung, indem man sie tasert und psychisch unter Druck setzt – witzigruseliger fünfter Teil einer auch Romane umfassenden Spielereihe.

Glittermitten Grove

(Mostly Tigerproof, 2016)

Primär ein Feensimluator, in dem es darum geht, ein Waldstück zu verzücken; sekundär die Verpackung für den Subversionsknüller Frog Fractions 2, den ambitionierten Nachfolger des Subversionsknallers Frog Fractions.

Event[0]

(Ocelot Society, 2016)

So ganz nullisch kann das Ereignis nicht gewesen sein, denn immerhin ist die Raumstation wie von allen Geistern verlassen (vgl. Tacoma), wenn man die Bord-KI mit ihrem unbestimmten NachHALl nicht mitzählt.

There’s Poop in my Soup

(K Bros Games, 2016)

Das Prinzip ist stinkbar einfach: Man lasse elende Häufchen auf Passantenköpfe, in Kinderwagen und nicht zuletzt feine Süppchen von draußen Speisenden fallen und ergattere so begehrte Punktierungen.

Shower with your Dad Simulator 2015: Do You Still Shower With Your Dad

(marbenx, 2015)

Das reichlich schräge Spielprinzip besteht darin, drei unterschiedlich pigmentierte Knaben den entsprechenden Zeugern zuzuordnen, während diese duschen.

Bucket Detective

(The Whale Husband, 2017)

Du wollen frau, aber schwer; schreiben bestseller und berühmt, dann frau; aber schreiben tut im kopf weh – wie machen bestseller ohne autsch?

Dominique Pamplemousse

(Squinkifer Productions, 2014)

Ein Krimical über einen singenden PI, prima gespielt von einer Art Plastikkarpfen mit Transgender-Ambitionen.

Hatoful Boyfriend

(Mediatonic & Hato Moa, 2014)

Die meisten Spiele tauben nicht viel, zumindest nicht im direkten Vogleich mit HB, worin ein Mensch die Vogelschule besucht – eine echt schräge Japanflöte von einem Vogel von einem Game.

Bloody Boobs

(Eduard Bulashov, 2017)

In diesem total trashigen Miststück (“Realistic physics of women’s breasts and butt“) steuert man üppig betittte, fast nackte Frauen durch unnötige Katakomben.

Hylics

(Mason Lindroth, 2015)

Suigenetisch evolviertes Dadaventure um einen möglicherweise zur Klebergilde gehörenden Mondmann auf der Suche nach dem verlorenen Grabdong (Papa als Leerzeichen).

I am Bread

(Bossa Studios, 2015)

Man ist ein Stück Toastbrot und kämpft gegen die superbescheuerte Steuerung, für die am ehesten 8-Axis-Butter in Frage kommt.

Oxenfree

(Night School Studio, 2016)

Vier Mumblecore-Hipster begeben sich auf eine Reise zu den Independent Game Awards.

Tormentor X Punisher

(E-Studio, 2017)

Dieser im „Metal as fuck“-Genre angesiedelte Twin-Tower-Shooter spielt auf dem Planeten Fuck You, wo eine mit ordentlich Munition und Aggros geladene A(K-47)mazone diversen Dämonen ihre widerlichen Wichsvisagen wegbolzt.

Doki Doki Literature Club

(Team Salvato, 2017)

Eine sehr entspannende Visual Novel, in der ein literarisch wenig begeisterter Protagonist einem mädchenlastigen Schreibclub beitritt, um in die Geheimnisse der Teen-Angst einzutauchen.

Rusty Lake Hotel

(Rusty Lake, 2015)

Ein etwas an Max Ernst erinnernder P&C-Freakling, der unterschiedlich knifflige Kniffel erkniffeln muss, um am Schluss an das begehrte Honkfleisch zu kommen.

N++

(Metanet Software, 2016)

Lürrer Rühlninja vs. infradünne Problemzonen in unerschwinglichen Levelbauten.

The Static Speaks my Name

(The Whale Husband, 2015)

Man plant den nächsten Urlaub unter Palmen Palmen Palmen … das Konzept „Palmen“ raubt dir den allerletzten Verstand, dein Frühstück besteht aus schimmligem Kühlschrankinnenwandtauwasser usw.

Fran Bow

(Killmonday Games, 2015)

Als junges Mädchen, dessen Eltern plötzlich zerfetzt daliegen, hat man eine wenig subtile Bekanntschaft mit Satan gemacht, der regelmäßig Alimente in Form von Horrorcameos entrichtet.

Nex Machina

(Housemarque, 2017)

Sauschick schillernde Schusswechsel zwischen Robotern, Drohnen und Geiseln, die einen mit Laserhämmern und anderen Kraft-Hochs versorgen.

Stories Untold

(Devolver Digital, 2017)

VHSieht wirklich superschick nach Stephen-King-80ern aus, ich habe allerdings keine Ahnung, worum es hier genau geht.

Painkiller

(People Can Fly, 2004)

Zu feinstem Prügelmetal werden Dämonen, Totaltote, ISkelettoren und Hexen zu Haxen, indem jeglichem Höllengesocks mit der herausschleuderbaren Kreissäge die Rüben auf- und abgesäbelt werden.

Jets’n’Guns

(Rake in Grass, 2014)

In diesem 2D-Shooter kann jeder einzelne Pixel durch geschicktes Beballern zur Explosion gebracht werden, gegnerische Soldaten werden einfach mit der M61 Vulcan umgemäht oder mit dem Schiffsbug gerammt.

Silence of the Sleep

(Jesse Makkonen, 2014)

Man wacht in der Unterwelt auf und muss irgendwie klarkommen, wobei einem nicht viel mehr als Taschenlampe und Existenzangst zur Verfügung stehen.

Mu Cartographer

(Titouan Millet, 2016)

Hier darf man auf einem Synthesizer für Alienerziehende an fremdartigen Topographien herumfrickeln.

Slender: The Arrival

(Blue Isle Studios, 2013)

Was ist schrecklicher, als nachts im Wald mit einer Taschenlampe unterwegs zu sein? – Nachts im Wald mit Slenderman unterwegs zu sein, während jener Erwartungsterror, der mit dem langsamen Schweifenlassen des Lichtkegels durch absolute Schwärze einhergeht, den ohnehin gut gefütterten Wahn weiter nährt.

Last Day of June

(Ovosonico, 2917)

Frei nach Dr. William Weirds „Da, wo wir hingehen, brauchen wir keine Augen“-Devise erzählt diese unendlich süße, mit Musik von Progmeister Steven Wilson untermalte Liebesgeschichte zwischen einem 0-äugigen Mädchen und seinem 2-äugigen Brillenschlangenmännchen von vollkommen umwerfender Stilistik, die die Guckkullern schlicht weggesprengt haben muss.

A Dump in the Dark

(Oubliette, 2018)

Wenn ein Spiel einen saftig animierten Hintern zum Helden erkürt, vor „violent diarrhea“ (Leertaste) nicht zurückschreckt, als Grafikeinstellung „The Shit“ aufweist und dennoch mit einem auf Hitler bei einer seiner demongorgisch ausgeklügelten Supermarionettensuaden gerichteten Fadenkreuz beginnt, wobei nach obligatorischer Betätigung des Abzugs seltsam maskierte, slipknotige Nasalvasallen sichtbar werden, dann ist jegliche Fäkalbernheit sogleich im Keim erstickt.

MirrorMoon EP

(Santa Ragione, 2013)

Eine Art Echoshooter, bei dem man mit Eigenwillis Wuchtwumme den Mondklon telekinetet.

Thirty Flights of Loving

(Blendo Games, 2012)

Ein Quader als Kopf reicht offenbar völlig aus, um nach einem missglückten Heist das Geheimnis des Fliegens zu lüften.

Valley

(Blue Isle Studios, 2016)

A Story About My Uncles hüpfigerer Bruder, worin ein nach einem albernen Akronym benannter Spezialanzug nicht nur eindrucksvolle Sprunggelenke in sagenhafter Grafikpracht offeriert, sondern auch durch und durch tote Forellen neustartet.

MIND: Path to Thalamus

(Pantumaca Barcelona, 2015)

Man lustwandelt durch himmlische, surrealistische Mindscapes, die von Pfaden der Unwahrscheinlichkeit axonal durchzogen werden.

This War of Mine

(11 Bit Studios, 2014)

Ein Kriegs- und Survivalsimulator, in dem die von Entwurzelung, Plünderung, Rastlosigkeit und rissigem Dach überm rissigeren Kopf ausgehende Gemütlichkeit zu einem grausamen Ganzen geschnürt wird.

The Stanley Parable

(Galactic Cafe, 2013)

Das Medium Videospiel als Subversionsvehikel, das Büro als transzendentale Spielwiese und der Auktorialerzähler als Vollversager, der gegen eine gelbe Lebenslinie ablost.

Four Last Things

(Joe Richardson, 2017)

Sehr alberne Renaissance-Comedy mit Gilliam’scher Cut-out-Ästhetik und Python’schen Metajokes.

Kentucky Route Zero

(Cardboard Computer, 2013)

In diesem ureigenen, mit Kentucky Fried Movie extremnichts zu tun habenden Mikrokosmos hat es ein LKW-Fahrer es nicht leicht, die verflixte Nullroute zu finden.

Virginia

(Variable State, 2016)

Ein von dem Entwicklertrio als strange intendiertes sowie auf 30 Frames pro Sekunde ausgelegtes Abenteuer um eine FBI-Agentin, die in weiß der Lynch was verwickelt wird.

The Novelist

(Orthogonal Games, 2013)

Man schlüpft in die Rolle eines Geistes, dem der Schriftsteller Dan Kaplan und seine Familie (wahlweise mit oder ohne ihr Mitwissen) Geistfreundschaft erweisen, und erfährt dabei mehr über seinen Geisteszustand.

Papo & Yo

(Minority Media Inc., 2013)

In dieser von magischem Realismus durchdrungenen Coming-of-H-Geschichte geht es keineswegs um Heroin, sondern einen jungen Eskapisten, der seiner tristen Favela mit Kreide mechatronische Spezial-Features entlockt.

There Is A Genie In My Szechuan Sauce

(Bmc Studio, 2017)

Fast 600 MB Pissendreck kommen auf den Spieler bzw. seine Festplatte zu, wenn er bei zwei frankokanadischen, sich leider dem Freirubbeln eines beknackten Saucengeistes verschrieben habenden Megaspacken hospitieren möchte – komplett danebener Tras(h)hit!

Orwell

(Osmotic Studios, 2016)

Man arbeitet als Rattenvolo eng mit Big Brother zusammen und versucht, eine Terrorattacke aufzuklären.

Superflight

(Grizzly Games, 2017)

Idealerweise in VR zu spielender 3rd-Person-Gleitsimulator, worin man sich durch fremdartige Landschaften freisegelt.

Bendy and the Ink Machine

(TheMeatly Games, 2017)

In diesem Disneyspaß-trifft-Puppengrusel stecken die Zeichentrickfiguren so tief in der Tinte, dass selbst ein Inkling nimmer hilft.

The Swapper

(Tom Jubert, 2013)

Man ist allein in der Weltraumfremde unterwegs, die Einsamkeit wird gelegentlich von bis zu vier Holoklonen aufgebrochen, die man auch als Transportmittel nutzen kann – sehr atmosphärisch und ein-bisschen-bei-Winterbottom-abgegucktisch.

Mountain

(David O’Reilly, 2014)

Bevor er sich ALLEM zuwandte, war O’Reilly ein Berg mit Eigenschaften.

Plants vs. Zombies

(PopCap Games, 2009)

So ähnlich wie ein Schachspiel, nur ohne König und Dame, dafür mit Tag- und Nachunterschied, jeder Menge spuckender Bauernflora und, ach ja, Zombies (mitsamt dazugehörigem Zombieeditor).

Cogs

(Lazy 8 Studios, 2009)

Fordernder Zahnrädchen-Dreher, der die Vorgänge im Innern des Spielergehirns in Echtzeit abzubilden versteht.

Getting Over It with Bennett Foddy

(Bennett Foddy, 2017)

Diese ÖPNV-Parodie ist eine geniale Metapher für den Hindernisparcours Leben und die zahlreichen Limonen, dies es uns mit auf den Weg gibt – Frédéric Frust lässt grüßen.

Off-Peak

(Cosmo D, 2015)

Hypnoide Erkundungstour durch eine Bahnstation am Ende der Zeit.

Soma

(Frictional Games, 2015)

Soll ein herausrangendes Horrorspiel sein, das ich mir allerdings noch nicht installiert habe, weil ich meine arme HDD vorerst nicht mit weiteren 25 GB zu fragementieren wage.

Depression Quest

(The Quinnspiracy, 2014)

Einer der wenigen, wenn nicht gar einzigen Depressionsemulatoren, die halbwegs realistisch in der Form eines Text-Adventures mit einigen Entscheidungsmöglichkeiten den beschwerlichen Weg eines jungen Mannes schildern, der trotz sehr niedriger Energiewerte eine Beziehung mit einem Party-Girl zu meistern versucht.

Bonus:

Samorost

(Amanita Design, 2003)

Sämtliche Screenshots: © Steam

Annihilation – die Auslöschung der W-Fragen

Die bei Netflix nicht zufällig mit „mind-bending“ verschlagwortete, recht eigenständige Verfilmung des ersten Teils jener nebulösen, sprich: mit dem Nebula Award ausgezeichneten, Southern-Reach-Trilogie von Jeff VanderMeer ist ein vagemutiges Speculative-Fiction-Abenteuer von Alex „Machina“ Garland (Sunshine).

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Beim Anschauen seines empfehlenswerten neuen Kinofilms für daheim muss man nicht nur an ästhetisch-ätherisch nahestehende Meisterwerke wie Stalker oder Under the Skin denken, sondern auch an die Honest-Trailers-Kakaoten, da der Streifen so manche Vorlage für satirische Dreistigkeiten bietet: die in rund 16,8 Millionen Farben schillernden Seifenblasen etwa, welche zu raffen sich die fünf ghostbustenden Ladys, darunter Jennifer Joker Leigh, Natalie Mossad und Vergina Rodriguez, vorgenommen haben; oder die neuste Nvidia-Demo als Vorspiel zum Spiegeltango mit Fremdart & Gefunkel. Glücklicherweise wird hier Unbegreiflichkeit großgeschrieben, was eine ordentliche Lanze für Weird Fiction bricht und das dramaturgische Optimum rauskitzelt.

Darüber hinaus wurde die hier propagierte Beyondischkeit – eine der größten Verstörungen seit langem ist die Intestinalszene, wobei es auch reichlich ungemütlich anmutet, von Mr. Unheimlich erst sequenziert und dann an die Wand getänzelt zu werden – sauschön in Szene gesetzt. Jenes Andere, banaler: Außerirdische ist nicht zum Verstandenwerden hier, sondern um Usurpationsspielchen (oder whatever the fuck da los ist) zu treiben und dabei mit menschelnden Chimärchen und anderen herrlich üppigen Abartigkeiten in Tateinheit mit transzendentalem Lensflare (vgl. Turok) möglichst nonchalant gegen die Mutagenfer Konvention zu verstoßen.

Der häufigste Satz im Film lautet „Ich weiß es nicht“ und lädt herzlich dazu ein, die Gleichung „Wissen = Macht“ zu überdenken.

„Annihilation“ bzw. „Auslöschung“ feierte seine deutsche Erstausstrahlung am 12. März 2018 bei Netflix.
Titelbild: © Netflix

Wie man in den Wald hineinstirbt …

Mit seiner EP Adresse: Friedhof hat Kölns makaberster Grindcoreler …tot aus dem Wald alias Falk Hummel wieder einmal typische Omamucke eingeschopenhauert, die man auf Bandcamp streamen oder zu einem selbstgewählten (möglichst 0,00 Pekunien übersteigenden) Preis käuflich erwerben kann. Im Folgenden ein Gespräch über die Geburt der Platte aus dem Geiste der Tragödie.


Wenn man tot aus dem Wald kommt, dann heißt es ja nicht unbedingt, dass man beim Betreten des Waldes lebig war, oder?

Dies ist sicherlich dem Umstand geschuldet, dass ich mich bereits früh in der Kindheit wie sechzig fühlte und insofern ohnehin senil und halbtot wie der Silberförster durch die Geschehnisse in der nebeligen Welt da draußen taperte. Um auch eine ernsthaftere Antwort zu finden, so könnte man natürlich auch in Betracht ziehen, dass zu meiner Jugend und Schulzeit nur eine kleine Gruppe von Gleichgesinnten existierte, die Subkultur war in der Kleinstadt nur gering ausgeprägt; man musste sich dementsprechend hauptsächlich über Abgrenzung definieren und beobachtete meistens das Treiben der anderen – Spaß, Party, Fußball und was diese merkwürdigen jungen Menschen sonst noch so treiben – nur wie durch eine Milchglasscheibe, ohne daran teilhaben zu können, etwas unfreiwillig entfremdet von den anderen, Nebendarsteller im eigenen Leben.

Was sind einige Kunstwerke, die am meisten Ehrfurcht Sie inspiriert? Auf besser Deutsch gefragt: Wer hat dich die Kunst abscheulicher Dinge gelehrt?

Zum einen möchte ich hier gerne ein Werk anführen, welches ich im schulischen Musikunterricht kennenlernte. Meine zarte, unverdorbene Seele wurde damals mit Arnold Schönberg und Zwölftonmusik konfrontiert. Außerdem klingt das natürlich unglaublich gebildet, Schönberg anzuführen und Adorno zum Frühstück zu trinken. Das macht Laune und bringt Freunde im Feuilleton, die man garantiert nicht haben möchte. Zum anderen muss ich wohl anführen, dass ein begnadet perfektionierter Dilletantismus mit ausgeprägter Unmusikalität und völliger Talentfreiheit nicht ganz schuldfrei sein könnte.

Der Teufel tanzt auf „allen“ vieren, während mindestens 662 seiner grausen Glieder ungenutzt bleiben – effizient geht anders.

Man muss den Tentakeln auch mal Ruhe gönnen, Cthulhu erwacht ja auch nur alle tausend Jahre. Effizient ist das alles ja ohnehin nicht. Hat man Freunde gewonnen und heiße Girls aufgerissen mit der Band? Nein. Hat man auf coolen Studentenpartys gespielt? Nein. Ist man Teil einer Jugendbewegung? Nein. Kann man am Lagerfeuer romantisch unterhalten? Nein. Liegen einem die Massen zu Pferdefüßen? Nein. Man macht es aber trotzdem oder gerade deswegen. …tot aus dem Wald ist ein sehr egoistisches Projekt. Die Musik wird nur gemacht für sich selbst, ganz ohne Anspruch auf Zuspruch. Das wäre dann bei der Musik wohl auch ein völlig selbstverblendeter und unrealistischer Plan. Zu Schul- und Anfang der Studentenzeiten gab es ja auch noch Mitstreiter, ein infernales Trio, während in den letzten Jahrzehnten nur noch meine Wenigkeit übrig blieb und alles alleine machen muss. …tot aus dem Wald ist nämlich tatsächlich eine Ein-Mann-Band (einzige Unterstützung gibt es durch den Satansmops, der mich grunzend dazu anhält, den Verstärker leiser zu drehen und seinen Schlaf gefälligst nicht zu stören!).

Quelle: YouTube
Wenn aus den Augen Absinth fließt, dann will ich gar nicht wissen, welch köstliche Überraschungen andere, möglicherweise noch zu erschielende Öffnungen bereithalten. (Das mit dem Nichtwissenwollen war mehr rhetorisch gemeint.)

So geht es mir natürlich auch (und doch eigentlich den meisten Menschen, oder?), und deswegen beginne ich den Tag regelmäßig mit einer Telefonkonferenz, um mich im Freundeskreis über die Konsistenz des aktuellen Stuhles auszutauschen; heute saftig bis gut durch.

Wie sehr wird das durchschnittliche (= hässliche) Dummerle (= Mensch) vom Willen zum Nichts geleitet?

Der Wille zum Nichts klingt irreführend, da nihilistisch, wobei genau genommen das Streben zum Glück frei von Begierden ein Faktor ist, der bspw. in Achtsamkeit und Gegenwärtigkeit aktuell sehr populär ist und letztlich zurückgreift auf buddhistische Ansätze. Da das aber klingt, als würde man gleich Bäume umarmen in orangenen Pluderhosen und Atemübungen der Marke „Gammelzähne Lächeln Mutter Erde“ machen, lassen wir das lieber. Selbst Nietzsche, der alte Menschenfreund, glänzt dann mit lächerlichen Buchtiteln wie „Von der fröhlichen Wissenschaft“. Ob der Mensch generell dumm ist, lässt sich nicht beantworten. Der – durchaus ja auch in der Philosophie ausgetragene – Streit dieser Paradigmen ist wohl letztlich eine Glaubensfrage, da sich dies mit den Mitteln der Wissenschaft nicht untersuchen lässt (Menschen böse im Verhältnis zu Menschen gut ergibt gleich). In meiner Intoleranz bin ich jedoch tolerant. Wobei, tatsächlich (ha, jetzt kommt wieder das Denken des Sechzigjährigen durch) erlebe ich, dass die Gesellschaft unangenehmer, gewalttätiger und unsicherer wird (war sie früher natürlich auch). Geht man nachts friedlich durch eine Großstadt, muss man leider schon damit rechnen, angeprollt zu werden. Geht man durch eine Menge fröhlicher Hippies, gehen die einem allerdings auch auf den Sack.

Gibt es eine schlimmere Farbe als Schwarz, die General Larvae noch höllischer/wurmiger machen würde?

Ein schleimig-krankes Grau-Grün könnte man hier in Betracht ziehen. Wobei ich es auch wunderbar fand, dass mein satanischer Hundegefährte, Mopsis Mopsularis, der Graf, seines faltigen Zeichens Mops, gestern – da Magenerkrankung und auf Schonkost – neonorangene Fäzen absonderte. Ich merke beschämt, dass ich mich tatsächlich mit derlei Themen beschäftige.

Der Optimist in mir fragt sich zuweilen: Sind wir im Eigentlichen nicht alle aufgequollen und halb verrottet?

Der allgemeine Körpergeruch in überfüllten Straßenbahnabteilen lässt keinen anderen Schluss zu.

Allerspätestens mit der Rezeption von E. Elias Merhiges „Begotten“ stellt die triebhaft-bigotte Natur des Humus verrecktus keine Überraschung dar.

Überraschend ist vielmehr, wie man „Begotten“ (sicherlich eine tolle Atmosphäre und Bildsprache) wirklich 78 Minuten am Stück aushalten kann. Vermutlich nur mit Drogen, aber die sind böse. Ob der Mensch wirklich böse ist, müsste man natürlich ernsthaft differenzierter betrachten. Das Paradigma …tot aus dem Wald geht natürlich nur vom schlimmsten aus. Menschen sind hier generell verkommene Subjekte. Mutters Kopf liegt im Gefrierfach neben dem Eis, das ich so mochte. „Junge, schnapp sie dir! So wie ich Mutter nahm!“ „Oder wie du mich im Kinderzimmer.“ Ja, dieser Sommer war heiß und die Nächte schwül. Damals wünschte ich nur selten, ich sei tot.

Was sind (abgesehen von Leichen) die drei widerlichsten Dinger, die im Sommer zu sprießen beginnen?

Freude, Frohsinn und Frohlocken. Nicht zu vergessen gutaussehende und trainierte Menschen, die sich zur Schau stellen und offensiv dafür sorgen, dass man sich für seinen eigenen aufgequollenen Leib schämen muss. Abstoßend sind zudem Freibäder, Grillen am Rhein, Inliner, Menschen, die die Sonne genießen, laute „Culcha Candela“-Musik im Freien und überhaupt diese gute Laune im Sommer. Der Sommer ist generell zu verachten, eine einzige Plage, und sollte sofort verboten werden.

Hat man inzwischen eigentlich irgendwelche Beweise dafür gefunden, dass wir nicht in der Hölle leben?

Selbstverständlich. Das Lachen eines Kindes, vergnügt und unschuldig, das liebende Seniorenpaar, das sich zärtlich an den Händen hält, der fröhliche Delphin, der tapfer Menschen rettet … Moment, mir kommt gerade etwas Kotze hoch. Wie war noch mal die Frage? Wie mein Stuhlgang war? Danke, regelmäßig.

Wenn die Nacht ungefähr so viele Füße hat wie Augen, dann kann sie sich ja problemlos zum Teufel scheren.

Grundgütiger, dann droht ein ewiger Sonnenschein. Das wäre furchtbar.

Wie bzw. wo gibt’s einem der Herr, wenn man sich nicht zu den „Seinen“ zählen darf.

Ich befürchte, meistens bei den Messdienern oder im Kommunionsunterricht in Form italienischer Fleischpeitschen. Interessanterweise korreliert Religiosität mit allgemeiner Lebenszufriedenheit, wobei natürlich das raumzeitliche Aufeinandertreffen zweier Ereignisse nichts über den Kausalnexus aussagt. Religiosität korreliert auch mit der Lebenszeitprävalenz für psychotische Erkrankungen.

Bonusfrage: Was genau wird eigentlich mit der Einheit tadW gemessen?

Der kleinste messbare Widerstand.

David Lynch, Twin Peaks und die Safidalität

Spoiler Alert

Die dritte Staffel von Twin Peaks, der Mutter des TV-Epos, einer der bedeutendsten und zugleich seltsamsten Fernsehproduktionen aller Zeiten, ist (rot) angelaufen. Die entsprechenden Kult-Vorhänge wehen wieder, teilweise in Überblendung mit dem Zickzack-Muster der „Red is the new Black“-Lodge-Böden, was primär einen irren Schuss Nostalgie und sekundär eine gewisse unfreiwillige Komik zur Folge hat: ist die Reprise dieser Farben und Formen in Kombination mit einem Seltsamkeitszoom ins Innere eines Grammophons und dem klassisch gewordenen Lynchdröhnen aus der Hermetikkeule nicht die reinste Selbstparodie?


Trotz aller motivischen Wiedererkennbarkeit und des grün umrandeten Schriftzugs, der Zusammentrommelung fast vergessener Gesichter (Mädchen Amick ist inzwischen eine reife Frau) wird hier alles andere als Anbiederung betrieben, spätestens mit der Glaskammer-Szene (mehr weiter unten) ist jeder Zweifel an „Der alte Junge hats immer noch drauf wie kein anderer“ passé. David Lynch, den man seit seinem letzten, inhaltlich wie technisch beträchtlichen Experimentalfilm Inland Empire ziemlich vermisst hat (wenn man den witzigen Gastauftritt als Drill-Captain für angehende Late-Night-Hosts in Louie, eine überraschende Kollaboration mit Werner Herzog, diverse Kurzfilme sowie Studioalben nicht mitzählt), geht konsequent seinen Weg. Dieser scheint nicht ganz so kuschelig zu sein wie die sehr frühen Neunziger, sondern weist Ecken und Kanten und – wait for it – Schrägen und disparate Mannigfaltigkeiten und durchaus unterbeseelte Kälten auf, die insbesondere sein stark heterogeniales Werk ab 2001 auszeichnen.

In bisher jedem seiner Filme bot Lynch mindestens eine Verstörung an, die auf der Hirnrinde kleben blieb wie Information auf der Kuhhaut dieses unseren Hologramms, das sich Existenz schimpft. In Eraserhead war es am ehesten das „Baby“, in The Elephant Man war es die Mitproduzentenschaft von Mel Brooks, in Dune war es die Bild- und Tongewalt, in Wild at Heart waren es Willem Dafoes Zähnchen, in Blue Velvet war es Dennis der Gas-Hopper, in Fire Walk With Me war es der gesamte WTFilm, vor allem aber die CCTV-Perversion feat. David Bowie, in Lost Highway war es der brauenlose Myster X, der an zwei Orten gleichzeitig sein konnte, in The Straight Story war es die Abstrusitätsabstinenz, in Mulholland Drive war es die Abstrusitätsredundanz + Alptraumpenner gleich um die Ecke, in Inland Empire war es die mit nicht viel mehr als Microsoft Paint erzeugte Visage, die als „Trashface“ zu bezeichnen sich aus diversen Gründen anbietet, in der PlayStation-2-Werbung war es die unscharf eingestellte, das damalige Firmenmotto „Welcome to the Third Place“ eklatant auslebende Mumie (vgl. YOLO) – und in der aktuellen Lieferung von Twin Peaks schließlich ist es … tja, die Auswahl ist reichhaltig, aber wir entscheiden uns nicht für das drastische Driwwer-Bäumchen mit dem gelbstichigen Plastilin-Trollface und auch nicht für den Gigamord durch Wangenknochenmassage, sondern für jenen gräulich-weißlichen Ruckelschemen, der sich in einem zuvor dunkel gewordenen Glasbehälter abzeichnet und anschließend als akuter Horrorwirbel ein junges Liebespärchen leichenhausreif raspelt. Erst kurz vorher erklärte nämlich der Mann seiner neugierigen Gefährtin nicht ohne einen Schuss jugendliche Arroganz, dass es seine Aufgabe sei, den berüchtigten Wunderkasten, Teil einer metaphysikalischen Enigmahrschaltung, zu beobachten, da darin angeblich etwas erscheinen könnte. Der umwerfend monströse Verweis auf die Tatsache, dass sein Vorgänger eine nicht weiter spezifizierte – wo „Lynch“ draufsteht, ist nicht zuletzt auch unaussprechliches Andeutungsgrauen drin – Emergenz erfahren durfte bzw. musste, bereitet den Zuschauer nur unzureichend auf das kurze, aber präzise Inferno vor, das zu unterschätzen sich nicht schickt. Bei genauerer Analyse der Unbegreiflichkeitsstruktur des dämonischen Aggressors fallen wieder die anspruchslos anmutenden Spezialeffekte auf, der Gruselzyklon ist in seiner diffusen Bewegung durchaus prim und hat gar etwas von den mühseligen Fernseh-CGI von 1997 – aber das macht die Sache nur noch schlimmer.

Konzentrieren wir uns nun ganz und gar auf die Errungenschaften der Glaskastenschwebung, um mit ihrer Intensität besser fertigzuwerden. Es handelt sich hier um eine vage, blasse, tendenziell antihumane Kreatur: etwas. Zu erkennen ist ein nackter, möglicherweise geschlechtsloser Körper/Geist, das Gesicht ist bestenfalls angedeutet, die Konturen sind unscharf, zittrig, transient, offenbar eine biologische wie physikalische Widernatürlichkeit. Ein gespenstisches Unwesen also, das unbekannten Gesetzen (falls überhaupt) zu gehorchen scheint, die zu begreifen uns nicht zusteht. Selbst wenn wir die stark erhöhte Bewegungs-, Stoffwechsel- oder ganz allgemein Daseinsgeschwindigkeit hinnähmen, so wäre noch immer nicht bekannt, was der Grund für die Zitterpartie – eine weitere Reverenz vor dem „creepy torso“-Stilbildner aus Jacob’s Ladder – ist. Levitation, ebenfalls ein renommiertes Merkmal von Widersinn, zumal die Leugnung der Schwerkraft selbst masselosen Pharaonen nicht vergönnt ist, kann als Ausdruck des Wunderbaren, aber auch Widerlichen zu deuten sein. Die mit den klassisch Twin-Peak’schen Invert-Sounds einhergehende Verdunkelung des kubischen Behälters lässt vermuten, dass die Schwärze des Raums der Fleischfond für das Bleed-over des megamalignen Hobelgeiers in unsere Realität zu sein scheint. Oder ist das Dunkel gar gasförmig, also eine Art Schwarzer Rauch, wie wir ihn bei Lost kennen und aufarbeiten gelernt haben? Die Finsternis bzw. Schwärze als furchtbarer Boden für Alptraumhaftes ist selbstverständlich ein Archetopos – unser Universum mit den unzähligen Konkreta und Abstrakta darin funktioniert nach ebendiesem Prinzip. Das Glaskasten-Event ist wohl nichts anderes als eine weitere Manifestation der Höllendimension, wie es Bad Boy Bobby, die Schwarze Hütte und die roten Vorhänge sind. Die Jenseitigkeiten der Unterwelt sind nun mal so viel mehr als ein gehörnter, ggf. mit Monsterpeniß aufwartender Satan.

*

Die seelenvolle Seltsamkeit der Neunziger mag hin sein, der Kirschkuchenfetisch fühlt sich nicht allzu wohl in seiner neuen Haut, dafür aber ist das unselige 2017er-Strangeologos auf 11 gedreht. Erfreulich zu sehen, dass Lynch endlich die volle Transformations- und Wunderkammerpower des Roten Raums, Holodeck für Visiardäre, realisiert. Während in den ersten beiden Staffeln die Black Lodge mit ihren Bizarro-Eicheln – erst jetzt wird es unmissverständlich deutlich – doch etwas zurückhaltend war, erblüht in den neuen Folgen ein richtiger So-was-von-Abseitiger. Natürlich sei hier nicht zuletzt der modernen EDV gedankt, die unzählige ?¿-Hämmer relativ unaufwändig ermöglicht.

Von weird zu warmherzig, von silly bis chilly, von Hypersentimentalität nach Ultragewalt in Sekunden – hier regiert die totale Alles-ist-Möglichkeit: Eine massiv stressige Hupszene ebnet Chillout-WTF den Weg. Michael Rühl zelebriert einen abstrusen Brando-Pastiche, während Evil Coup den wohl safidalsten Telefonanruf aller Zeiten (vgl. Nina Myers’ Was-hast-du-getan!?!-Fernmanipulation in 24) tätigt. Inadäquate Emotionen treffen auf Traum-Frau Monica Bellucci, missratener Stagnationsabfuck heiratet Audrey Horne (nicht die Band) mitsamt ihrem offenbar ausdiskutierischen Homunculus von Ehemann. Tammys Laszivität vs. Bossbrei vs. Franz-Kafka-Plakat vs. schwarze Weltenvortices vs. Auch Pfriem-Zwerge haben eine Vorliebe für Auftragskills vs. instabile Tulpa-Shakur-Doppelgänger, die als Schläfer rekrutiert, aktiviert und anschließend gen Jenseits beyond verworfen werden, wobei noch etwas minderwertig animierter schwarzer Rauch und ein güldenes Bällchen als Single-Auskopplung übrig bleiben … Manchmal liegt die Überraschung aber auch darin, wie offensichtlich-straight einige Gegebenheiten sind. So überrascht es kaum, dass der gutartige Andy als Einziger die White Lodge betreten darf, um vom Akromegalieschen über die schutzwürdige, da benigne Augenlosigkeit der zärtlich klickenden Asiatante instruiert zu werden.

Das Schauspiel ist teilweise so hölzern (woody Aliens der Obdachlosigkeit lassen indezent grüßen), die Dialoge so künstlich und die Dramaturgie so knifflig, dass es eine wahre Freu/mde ist. Hauptgericht, Beilage und Nachspeise hören allesamt auf den Namen Seltsamkai. Manchmal ist es primär Schrulle, etwa wenn Mindy allen Ernstes durch das Konzept des Mobiltelefons ziemlich wörtlich aus den Socken gehashtagt wird. Ein andermal ist es die erstaunlich alberne und vor allem langwierige Wir-habens-langsam-kapiert-Comedykiste, in die Agent Ex-Cooper, nunmehr Dougie „Goldkügelchen“ Jones, gasförmig-enthirnt aus der Steckdose strömt, nachdem er via Stromwelt (vgl. Egner: „Die Elektrizität ist, wie zuvor schon die Ventilatoren, mit Seltsamkeits aufgeladen.“) in die sog. Realität gesogen wurde, nicht ohne dabei Schuhwerk und Persönlichkeit einzubüßen. Kognitiv unbelastet stolpiert er durch die Berufs- und Lebenswelt seines arglosen Avatars, gewinnt mithilfe seiner größtenteils aus der Spiegelung der jeweils letzten zwei bis drei Worte des Gegenübers bestehenden Kommunikationskunst neue Freunde und weiß sogar gestörte Diagramme hinzukritzeln, die sich als überraschend sinnhaft herausstellen.

Es dominiert aber natürlich jene Seltsamkeitsart, für die Lynch am meisten verehrt bzw. verhasst wird: inspirierend kühne, unauflösbare Kryptoschlimmären, deren Puzzle-Teile, einmal über das Rezipientenhirn geschoben, kurz ineinandergreifen, nur um im letzten Moment durch das Herausschnellenlassen einer ultravioletten Tierzunge zu kastrieren. Daher gehört zu den Höhepunkten der Serie bzw. der gesamten Fernsehgeschichte definitiv Folge 8, die nicht nur mit einem NIN-Cameo, sondern auch mit übelster Got-a-lighter-Logik punktet: In der ersten Atomexplosion in Los Alamos wird das Böse geboren, das übrigens ein wenig an den Raspelknut vom Anfang erinnert – und Bob der Gaumeister ist mit von der Partie. Sogleich wird von einer höchst suigenerischen Wächter-Instanz die inzwischen durchmythifizierte Laura Palmer als ein Antidot zu den Dres. Evils dieser Welt in der Existenz installiert. Nachdem ein fachmännisch, jedoch fehlerhaft manipulierter Zeitstrahl nach hinten losgeht, endet Twin Peaks: The Return (scheinbar) in unserer Realität, fernab von Magie und Seltsamkeitssupremat, alles wirkt naturalistisch, banalltäglich, Rohei ’n’ Ödion – doch dann geschieht noch ein finaler Mind-Glupscher …

Quelle: YouTube

Jedenfalls ist Lynch für das „Weird/Bizarro“-Genre in etwa dasselbe wie The Raid für Action, Kung Fury für Comedy, Tony Soprano für die Gattung „Homo sauens mit sympathisch-soziopathischen Anwandlungen“, Watchtower für Prog Metal, Dalí für „Hat wirklich noch nie jemand zuvor an weiche Uhren gedacht?“, Beavis für Neurose, Butthead für zahnfleischbasierte Arschgesichter, D. P. Schreber für Mehlhäuphrenie, Banane für Krümmung, „Alma Mater“ für Bildungsbürger, Studenten für Bierchen, Bällchen & Bude, was für Nullen, Nullen für Computer, Einszehn für Iven, russische Oligarchen für Gold, Danielewski für ■, Einstein für Genialität, Mozart für Genialität, Stephan Hawking für Sprachausgabe, „Triologie“ für Rechtschreibung, Tarantino für Fußfetisch, Nazis für Star Wars, Ufos für Verschwörungstheoretiker, Daniel Ableev für Ganz-vorne-im-Klassenbuch (gleich nach den AAA-Batterien), Descartes für Skepsis, Uranus für Höhöhö, Rauchen für Verbote, 608/609 für Gielgen, Elon Musk für MAGs (multipel ambitionierte Genies), Apple für Hipster, Laser für Akronyme, Bonn für Wortspiele, Matrix für Parodieoverkill, Hellboy für Asymmetrie, Symmetrie für Quantenphysik, Quantenphysik für die Wiedervereinigung von Naturwissenschaft und Philosophie, Philo für Sofie, Lichtgeschwindigkeit für Konstanz, Konstanz für Ferdinand von Zeppelin, Zeppelin für den Rock, Rollins für Henry, Heath Ledger für Bleistift-Gags, Christopher Nolan für schwächelnde Dialoge, M. Night Shyamalan für Pointenhuberei, Bruce Willis für Glatzencoolheit, Glatzencoolheit für Vin Diesel, Vin Diesel für Monosyllaba, Lars von Trier für Enfants terribles, Nymphomaniac für die Fingernägelschneidreihenfolge, Joe Pesci für Giftzwerge, Douglas Hofstadter für Interdisziplinarität, Charles Darwin für Evolution, Evolution für Revolution, Helge Schneider für Impromptu-Kniffel, Jonathan Basile für Selectronik, Fails für Compilations, Spın̈al Tap für Metal-Umlauts, Muschel & Blasi für SEK, Flüchtlinge für DaF-Zertifizierung, DaF-Zertifizierung für arbeitslose Geisteswissenschaftler, Matthew Barney für Bienen-Drumsoli, David Blair für Bienen-TV, Carmina Burana für Filmtrailer […]

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Kommen wir nun aber zum „Schimmel im Wohnzimmer“ – Safidalität? Das Groteske ist ein Spektrum: Am einen, harmlosen Ende finden sich einfache Übertreibungen wie die Aussage von Steve Coogans Phileas Fogg in Around the World in 80 Days, worin er die Bezichtigung, eine Bank ausgeraubt zu haben, als „grotesken“ Vorwurf abtut [exaktes Zitat suchen]. Es folgen diverse Skurrilitäten in Form von Zeichentrickfilmen, Monty Python etc. Irgendwo in der Mitte des genannten Spektrums strolchen Zombies, Vampire, Werwölfe und dergleichen, keinesfalls ununheimliche Kreaturen, die jedoch selten jene ausschlaggebende Grenze zur Unfasslichkeit erreichen oder gar überschreiten. Eben hinter jener Grenze aber beginnt die Kühnigsdisziplin der Weird Fiction, die die Lovecrafts, Ligottis, Egners, Cronenbergs und natürlich David Lynchs dieser Welt – knallharte Safidalisten eben – beheimatet. Safidales kann durchaus mit Physis, Mutation und ähnlich „Profanem“ zu tun haben (vgl. etwa Tim Burton, Guillermo del Toro, Michail Bachtin usw.), aber der bedeutendste Konstitutionsfaktor von Safidalität ist der Unbegreiflichkeitsterror, der Unvorhersagbarkeitsschock, der dissonante Kogelton angesichts von Hybridisierungsprozessen, die aufgrund inkompatibler Substrate eigentlich zum Scheitern verurteilt sind – doch was, wenn das Scheitern misslingt? Safidal ist jede noch so subtile, raffinierte, ephemere Abartigkeit, die im Kern einer jeden Abstrusität steckt. Wahre Safidalität ist so extrem, dass sie den Rezipienten teilweise oder ganz vernichtet, weshalb selbst mächtige Vokabeln wie „grotesk“ oder „absurd“ nicht heftig genug sind.

Jede Kunstform kann die nötige Subversivitätsderbheit aufweisen, um einen Beitrag zur Weltsafidalität abzuliefern, so etwa Musik (Dead Can Dance, Technical Brutal Death Metal, Breakcore etc.) oder Literatur (Kenji Siratori, Daniil Charms etc.). Die meiste Safidalität findet sich aber in den visuellen Künsten. Wenn in Event Horizon Sam Neill ohne Augen antanzt, dann ist das grotesk, sobald er aber den Grund dafür nennt, warum Augenlosigkeit gar kein Problem sei, wird es safidal. In Philip Kaufmans Invasion of the Body Snatchers sind die Klon-Pods zweifellos grotesk, doch der gellende Schrei von Jack Bauer senior am Schluss ist eher safidal. Alien-Eier sind grotesk, aber die technologische Fremdartigkeit der Steuerkonsole im Raumschiff der Engineers ist safidal. In der Farscape-Folge „DNA Mad Scientist“ assimiliert Namtar zahlreiche Genotypen, um seine Fähigkeiten zu erweitern, was sicher grotesk ist (vgl. Syler in Heroes oder die Borg in Star Tarek – Türkisch für Anfänger) – ziemlich safidal wird es aber, als er am Ende sein gesamtes Skills-Akkumulat einbüßt und zu seiner durch die vielen Fort- und Weiterbildungsschichten getarnten Ausgangsform, nämlich einer Art debilen Ratte, zurückmutiert. Die diversen Zirkus-Mitarbeiter in Freaks sind grotesk, doch die Strafe, die man der fiesen Ex-Schönheit Cleopatra am Ende angedeihen lässt, ist doch ganz schön safidal. Die Verwandlung von Dr. Jonathan Osterman in Doctor Manhattan ist abnorm, doch seine Monumentalstrukturen auf dem Mars haben es faustdick hinter den safidalen Ohren.

In Enter the Void entführt uns Gaspard Noé in die safidale Welt der subatomaren Seelenquanten, in Requiem for a Dream zeigt sich der Kühlschrank von seiner safidalen Seite. Gore Verbinskis Ring ist reichlich safidal, der 2001er Monolith, der offenbar zu 108 Prozent aus Portalschwärze besteht, ist ebenfalls nicht ohne. Und wie stehts mit der transgressiven Kettensägend-aus-dem-Fenster-Szene in Brian De Palmas Scarface? War El Topo nicht auch ziemlich daneben? Und die Schlussszene von Taxidermia? Wenn aus Dr. Jekyll Hyde wird, dann ist das sicherlich grotesk, doch wäre es nicht safidal, wenn Hyde auch einen Doktortitel hätte? Begotten ist von vorne bis hinten safidal, ebenso das meiste von Chris Cunningham. Dark City ist nicht unsafidal, was vor allem imposant schwebenden Strukturwandlern in SMänteln geschuldet sein dürfte. Wie stehts aber mit Munchs Schrei? Sind die gewaltigen Metamorphosen in Carpenters The Thing safidal? Und John Carpenter selbst? Das Stacheldraht-Finale in Gans’ Silent Hill ist auch kein schlechter Kandidat, oder? Ist Pyramide Head safidaler als Donald Trump? Ist Funky Forest: The First Contact zu albern, um safidal zu sein, oder gilt das genau Umgekehrte? The Cell hatte einige visionäre Safidalitäten auf Lager. Hieronymus Bosch ist gewiss safidal, ebenso Francis Bacon. The Leftovers hat eine nicht unsafidale Prämisse, Picnic at Hanging Rock ebenso. Transfiguration, eine völlig safidale Performance von Olivier de Sagazan. Die erste Staffel von True Detective ist leider nicht safidal genug, dafür aber evtl. das Christmas-Special von Black Mirror mit seinen horrenden SF-Implikationen? Luther (mit Dris in der Hauptrolle) hat überraschenderweise ganz kurze Safidalitätsanflüge. Threshold. Resident Evil 4. Buffy the Vampire Slayer. Jam. Tim & Eric Awesome Show, Safidal Job. Wonder Showzen. Lexx. Killer7. Perfect Hair Forever. Uzumaki. Snuff Box. The Head. Xavier: Renegade Angel. Black Hole. The Eric André Show. 12 oz. Mouse. Diverse YouTube-Kanäle (cyriak, Cool 3D World) … nur um recht wahllos ein paar wenige Beispiele zu nennen.

Fakt bleibt: Jenes ungewisse Etwas, das Safidalität ermöglicht, war schon immer essenzieller Teil von David Lynchs weltbewegender Mythologie, die ihn stets in den allerhöchsten Sphären der Seltsamkeit operieren ließ. Mögen Comedy-Größen wie Martin Short (Jiminy Glick in Lalawood) oder Mike Myers (SNL) Lynch – zu Recht – für seine eindeutig lynchesken Visionen durch den Kakao mobben, am Ende muss man sich doch eingestehen: „You’ve been Lynch’d!“

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Und hier noch einige Filmtitelparodien, die es aufgrund von akuter Overthetopdidelung nicht in den Text geschafft haben:

Larry
Jacob’s Leggins
Symptomaniac
Monty Python Flying Hirnkuss
Evian Horizon
Alienne
Fartscape
Freaks & Greeks
Euter the Void
Bling
Sparface
El Popo
Taxidrivia
Begossen

Quelle: YouTube
Titelbild: © Showtime

Osteoblast. Jeff Smiths „Bone – Flucht aus Boneville“

Den Comics von Jeff Smith fehlt es nicht an vielem. Ein kleiner Einwand aber bleibt nach der Lektüre von „Bone – Flucht aus Boneville“.


Die Abenteuer von Bone lesen sich wie ein Zeichentrickfilm – eine entsprechende Animationsvariante ist in Planung. Das Besondere an Bone scheint die Kombination aus Disney-artigen Cartoon-Protagonisten und epischer Fantasy-Monster-Good/Evil-Action zu sein. Man taucht in eine fabelhafte Welt ein, die meistens unschuldig, albern, gewitzt ist – und manchmal unheimlich. Am Ende des ersten Bandes gibt es einen Cliffhanger, der eindeutig darauf hinweist, dass die Geschichte um Bone, der eigentlich viel zu weich aussieht, um „Knochen“ zu heißen, noch lange nicht abgeschlossen ist.

Der stets geldgeilgiergetriebene Göchtegernganove Phoncible B. „Phoney“ Bone wird aus Boneville verjagt, weil er schon wieder was Unverschämtes angestellt hat bei seiner ständigen Jagd nach Profit. Seine beiden ungleich sympathischeren Freunde Smiley Bone und Fone Bone – der eigentliche Protagonist dieser unterhaltsamen Comicreihe für Kinder und Jugendliche – begleiten Phoney (= verlogen, unecht), weil sie nun mal trotz seiner charakterlichen Makel zu ihm stehen. Doch auf der Flucht verlieren sich die drei aus den Augen. Fone lernt in einem mittelalterlich-mysteriösen Tal die schöne Thorn und ihre herrlich rüstige, da offenbar mit Popeye-Genen (vgl. Kinnstruktur) ausgestattete Großmutter Ben kennen, die offenbar eine gemeinsame Geschichte mit dem netten Roten Drachen hat, der Fone und den Rest der guten Bande regelmäßig vor den Übergriffen der Rattenmonsterschergen beschützt, die ihrerseits über leuchtend rote Augen und insgesamt ein ästhetisch sehr ansprechendes Gruseläußeres verfügen.

Das Einzige, was man kritisieren könnte, zumindest an diesem ersten Band der fast 1.400 Seiten starken Gesamtausgabe, ist vielleicht der Umstand, dass Smith seine Welt eine Idee zu nett ausgestaltet hat; ein paar schrägere Ecken und schroffere Kanten hätten dem Werk – und dieser Einwand lässt sich auf sehr viele Bücher, und natürlich nicht nur Bücher, anwenden – gutgetan.

Titelbild: Jeff Bone (1991), © Corey Bond/Commons Wikimedia

14 Facetten – Das Kinderbuch-Special

Kinderbuch Rezensionen

Was es zwischen 100 Märchen und 1001 Büchern zu entdecken und übersehen gibt, kann ein kleiner Rundblick in die Kinderbuchlandschaft beleuchten. Da sind Bücher über Bücher, die Kinder ruhigstellen, übers Blaumachen, akute Lerngefahren, das Wunder Geduld, Frösche, Bären, Katzen, Fische, Füchse, Mäuse, Hunde, Mikroben – und Bücher, die Kinder so abholen, wie sie sind: verrückt. Im Folgenden seien 14 Bücher vorgestellt – 13 Kinderbücher und 1 Meta-Kinderbuch. Fangen wir doch mit Letzterem an:


Auf die Plätze … fertig … Lies!

Julia Eccleshare (Hrsg.) – 1001 Kinder- und Jugendbücher – Lies uns, bevor Du erwachsen bist!

Nach „1001 Filme, die Sie riechen sollten, bevor das Leben vorbei ist“, „1001 Bücher, die Sie riechen sollten, bevor das Leben vorbei ist“, „1001 Alben, die Sie riechen sollten, bevor das Leben vorbei ist“, „1001 Gemälde, die Sie riechen sollten, bevor das Leben vorbei ist“, „1001 Weine, die Sie riechen sollten, bevor das Leben vorbei ist“, „1001 Zitate, die Sie riechen sollten, bevor das Leben vorbei ist“, „1001 Löcher, die Sie riechen sollten, bevor das Leben vorbei ist“ u. a. wird die Kunstdruckschraube noch fester zugedreht, denn hier sind sie: die „1001 Kinder- und Jugendbücher“, welche verschlungen werden wollen, bevor das echte Leben (Kindheit, Jugend) vorbei ist und das Pseudo-Leben (Studium, Arbeit) beginnt. Für die meisten von uns dürfte der Zug ein bisschen abgefahren sein, für einige jedoch besteht noch Hoffnung. Ja, die Aufforderung ist erneut alles andere als nah am Realismus gebaut, denn außer Kunstrezeption muss der (heranwachsende) Mensch jede Menge Zeit dem Essen, Schlafen, Chatroulette und diversen WC-Besuchen widmen. Aber wahr ist: Nie mehr wird man so viel Zeit haben für Lesen und Bildung wie in der Kindheit und Jugend. Also, ran an das gute Buchfleisch, und los geht’s mit zahlreichen Entdeckungen.

Wie auch die anderen Titel aus der vom Londoner Verlagshaus „Quintessence Editions“ initiierten 1001-Reihe wartet dieses nach Lesealter und Erscheinungsdatum geordnete Empfehlungs- und Nachschlagewerk mit einer erstklassigen Aufmachung und viel Inhalt auf. Man entdeckt zahlreiche Titel, die man dort vermutet hat (Dr. Seuss, J. K. Rowling), natürlich die eine oder andere Überschneidung mit dem Weltliteraturkanon (Defoe, Twain, Kipling, Quinoa, Haddon) – wenn man also alle 1001 Bücher aus „1001 Bücher, die Sie riechen sollten, bevor das Leben vorbei ist“ gelesen hat, dann muss man hier nur noch etwa 930 nachholen –, aber auch (Nahezu-)Geheimtipps, was zu den großen Stärken dieser Reihe gehört. Denn bei „1001 …“ wird zum Glück nicht nur das Offensichtliche abgedeckt, sondern auch ein Profi-Auge auf das mehr oder minder Obskure geworfen. Ich jedenfalls habe mir fest vorgenommen, bei der nächsten Gelegenheit (also wahrscheinlich nie) folgende Autoren abzuchecken: Andy Griffiths, Anne Fine, Barbara Euphan Todd, David McKee, David Wiesner, John Burningham, Judith Kerr, Jutta Richter, Madeleine L’Engle, Mo Willems, Paul Jennings, Petra Mathers, Raymond Briggs, Spike Milligan, Walter Benjamin, Werner Holzwarth.

Was mir persönlich fehlt, sind ein paar mehr Empfehlungen aus östlicheren Ländern wie etwa Russland. Russland hat ja nicht nur bizarre Präsidenten und mit unmöglich starken Akzenten sprechende Filmschurken, sondern auch Kinderbuchklassiker (Marschak, Uspenski, Oster) zu bieten, die das vorliegende Werk sicher aufgewertet hätten. Aber wie dem auch sei – dies hier ist ein sehr lobenswerter Schinken für Eltern, Kinder und Jugendliche mit Qualitätsbewusstsein und Carpe-diem-Ambitionen – aber bitte nicht aufs Schulbrot.

„1001 Kinder- und Jugendbücher“ erschien 2010 bei Edition Olms

Professione: Ascensore

Kätlin Vainola und Ulla Saar: „Lift“

Der Lift ist „sehr glücklich“, heißt es gleich zu Beginn, denn er macht das, was er am besten kann: Hausbewohner befördern. Der als Gastgeber fungierende Aufzug macht den Leser nach und nach mit den unterschiedlichen, recht schrägen Charakteren bekannt.

Zunächst wäre da Frau Oktopus, die in ihrem Swimmingpool lässig „H2O“ schlürft, wenn sie nicht gerade dabei ist, mit ihrer Wäsche auf dem Dach abzuhängen. Im zweiten Stock residieren zwei dauerkichernde Eichhörnchen, denen gemeinsames Nüsseschmeißen am meisten Spaß bereitet. Herr Giraffe aus dem dritten Stock ist sehr schüchtern und verschämt ob seines langen Halses. Für den Lift rollt er den immer höflichst ein, draußen muss er ihn aber wieder aufknoten, weil er als Stadtgärtner beruflich mit Bäumen zu tun hat. Im vierten Stock wohnt Känguru, der im Wald Langstreckenlauf trainiert. Warum er dabei Boxhandschuhe anhat, weiß vielleicht nicht einmal er selbst. Der Igel aus dem fünften Stockwerk trägt nicht nur ein schickes „Igel sind spitze!“-Shirt, sondern ist auch sonst ein völliger Hipster. Sein Beruf ist Reporter, aber seine Leidenschaft gilt eindeutig der Rockmusik, weshalb man ihn nie ohne Kopfhörer und Luftgitarre antreffen wird. Im sechsten Stock schließlich haust ein Turteltäubchenpärchen: Herr Taube ist als Brieftaube tätig, während Frau Taube sich täglich in vertrauter Lästerrunde zu Kaffeekränzchen einfindet.

Nach einem dermaßen erfüllten und nicht unanstrengenden Tag voller Passagiere hat sich der Lift natürlich ein kleines Nickerchen verdient und legt sich schlummern.

Dieses zugleich wunderbar unaufgeregte wie originelle Büchlein zeigt wieder einmal eindrucksvoll, welche Kunst und Kreativität aus Estland und vergleichbaren „Geheimtipp-Ländern“ kommt. Richtung Osten muss unbedingt weitergeforscht werden.

„Lift“ erschien 2015 bei Willegoos.

Alles (bzw. nix) für die Katz

Emily Gravett – Mathildas Katze

Das Besondere an dieser warmherzig gezeichneten und erzählten Geschichte ist, dass sie den kleinen Leser ein bisschen in die Irre führt. Erst heißt es: „Mathildas Katze mag mit Wolle spielen.“ Aber auf der nächsten Seite ist „mit Wolle spielen“ durchgestrichen, und stattdessen steht „Kisten“. Aber auf der nächsten Seite ist „Kisten“ durchgestrichen, und stattdessen steht „Dreirad fahren!“, und so weiter. Bald regt sich ein Verdacht: Was, wenn Mathildas Katze nichts von alledem mag, zumal sie auf den Bildern von ihren angeblichen Lieblingsbeschäftigungen (verrückte Hüte und Kaffeekränzchen könnten ihr ebenfalls, scheint es, egaler kaum sein) geradezu angewidert wegläuft wie der Vampir (Klaus Kinski) von Vin Helsing (Werner Herzog)? Tatsächlich stellt sich am Ende heraus, dass Mathilda, ihrerseits stets in einem Katzenkostüm unterwegs, das Einzige ist, was Mathildas Katze wirklich mag.

„Mathildas Katze“ erschien 2014 bei FISCHER Sauerländer.

Wenn’s um Buch geht … Nachbar

Koen Van Biesen – „Mein Nachbar liest ein Buch“

Das Mädchen nebenan spielt Basketball, singt, trommelt, boxt – und treibt damit den feinen Nachbarn, der es nicht recht schaffen kann, sich seinem Buch zu widmen, in den Wahnsinn. Immer wieder steht der Nachbar auf und klopft an die Wohnungstür des Störenfrieds, um das Hauptmotto der Geschichte durchzusetzen: „Pssssst! Der Nachbar liest. Der Nachbar liest ein Buch.“ Bis die Konzentration irgendwann hin ist. Also ändert er seine Taktik und schenkt dem Mädchen ein Buch. Als sie es auspackt, ist endlich Ruhe eingekehrt und der Nachbar kann sich in seine Lektüre vertiefen. Bis Nachbars illiterater Hund zu bellen anfängt.

Eine vor allem grafisch ausgezeichnete Geschichte, die mit ihrem individuellen Zeichenstil den Kindern eine wichtige Lektion beibringt – nämlich dass Lesen nicht zum Uncoolsten gehört, was man in seiner Freizeit machen kann. Und wenn selbst irgendein blöder Nachbar so auf Bücher abfährt, dann sollte das doch für dich gar kein Problem sein, Kleine(r)!

Eine Besonderheit hat das Buch noch in Form der beiliegenden CD zu bieten, auf der sich eine verspielt-jazzige Hörspiel-Interpretation der Geschichte findet, komponiert und eingespielt von Autor plus Band.

„Mein Nachbar liest ein Buch“ erschien 2014 bei mixtvision.

Sei kein Frosch-, sondern Märchenking

Daniela Drescher (Ill.) – Die 100 schönsten Märchen der Brüder Grimm

Wer kennt sie nicht: „Der Froschkönig“, „Der gestiefelte Kater“, „Dornröschen“, „Fando y Lis“, „Jorinde und Joringel“ … was bitte? Das kennt sogar die Uroma nicht. Und selbst, wenn dem Kind schon einige davon bekannt sind, steht einem Lese- und Guckvergnügen nichts im Wege. Aus den Grimm’schen „Kinder- und Hausmärchen“ wurden viele berühmte und einige obskure Texte ausgewählt und mit den wunderbar farbenfrohen, nicht selten zauberhaften Illustrationen von Daniela Drescher versehen. Ihre im besten Sinne des Wortes altmodisch-seelenvollen Bilder stellen ein wertvolles, vor allem vom Nachwuchs vielleicht nicht bewusst, aber umso dringender gebrauchtes „Gegengewicht zu dem Nüchternen, Hektischen unserer heutigen Zeit“ (Vita der Künstlerin) dar. Einige sind sogar ziemlich düster und ein wenig gruselig (etwa bei „Der Gevatter Tod“), was aber mit der grundsätzlichen Affinität so mancher Märchentexte zu Grausamkeit und Groteske übereinstimmt und bei Kindern einen nachhaltigen, hoffentlich reparablen Eindruck hinterlassen dürfte.

Wichtig wäre noch zu erwähnen, dass es sich hier primär um ein Text- und kein Bilderbuch handelt, sodass es mehr etwas für fortgeschrittene Leser ist.

„Die 100 schönsten Märchen der Brüder Grimm“ erschien 2016 bei Urachhaus.

Rex regi piscis

Imapla – Der König der Meere

Der König der Meere muss, wie sich bald in diesem hübschen, aber doch sehr schnell ausgelesenen Pappbilderbuch der spanischen Kinderbuchautorin Inma Pla (= Imapla) herausstellt, seinen Titel gegen den bereits hinter der nächsten Koralle auflauernden Gegner verteidigen. Erst ist es ein Fischchen, das ein offenbar viel zu harmloses „Blubb Blubb“ von sich gibt. Das war leider etwas unambitioniert bis grob fahrlässig, denn ein Räuber stößt den König mittels Auffressen von der Pole-Position, wobei er peinlich darauf bedacht ist, die Krone nicht mitzuvertilgen. Doch dann tappt er in dieselbe Blubb-Blubb-Hybrisfalle wie sein als ex-königliche FIFU (Fisch-im-Fisch-Untermenge) vorliegender Vorgänger und wird mit einem beherzten „Happs“ von einem noch größeren Fisch absorbiert. Was danach passiert, soll an dieser Stelle nicht verraten werden, nur so viel sei gesagt: Die nette Pointe hat etwas mit fraktalem Crowdfunding zu tun, womit selbst der sich als unbezwingbar gerierende Riesenfisch nicht gerechnet hat.

„Der König der Meere“ erschien 2016 bei FISCHER Sauerländer.

Ausgeganst

Sebastian Loth – Der Fuchs, der keine Gänse beißen wollte

Passend zur WHO-Verkündung von Fleischlechtigkeit will Jakob, der kleinste Fuchs im Wald, nimmer Gansivore sein und Gänsemarmelade mampfen, wie es von seinesgleichen erwartet wird, denn „er hatte im Sommer mit der kleinen Gans aus dem nahegelegenen Gemüsebeet Fangen gespielt und ihr dabei aus Versehen leicht in den Hintern gebissen. Das hatte ganz zäh und trocken und pelzig auf der Zunge geschmeckt.“ Also macht er sich auf die Suche nach vegetarischen/veganen Alternativen: An den Mirabellenkernen beißt er sich dabei allerdings fast die Beißerchen aus, und statt in den Genuss von Him- und Brombeeren zu kommen, kommt ein Bär beinahe in den Genuss von Jakob. Doch schließlich verrät ihm ein Schmetterling den Geheimtipp schlechthin, nämlich Blümchen, genauer: Gänseblümchen.

Sebastian Loths Geschichte überzeugt mit charmantem Witz und skurrilen, kontrastreichen Zeichnungen, die nicht nur (Kleinst-)Kinderaugen zum Leuchten, Gebanntsein und Grinsen bringen. Und zum Schluss gilt es sogar, ein Rezept für einen Gänseblümchen-Brotaufstrich nachzubauen.

„Der Fuchs, der keine Gänse beißen wollte“ erschien 2015 bei Lappan.

So ein Unsens aber auch

Grigorij Oster – Petka, die Mikrobe

Weil Kinder, insbesondere Kleinkinder, von Natur aus verrückt sind, sollten sie auch unbedingt verrücktes Nonsinnszeug zu lesen bekommen – wie beispielsweise Grigorij Osters vorliegendes Werk. Hier berichtet der kultige Kinderautor aus Grusel-Russland von den vielen kleinen Abenteuern, welche Peter (bzw. Pet(ь)ka), eine schlau-freche Mikrobe mit Brille, unternimmt. Da Osters Humor gut angeschrägt und reichlich albern daherkommt, gibt es unter anderem eine Jagd nach einem bissigen Elementarteilchen namens „Babytron“ sowie wissenschaftliche Diskussionen mit Anginchen, die – Halsschmerz lässt grüßen! – bemerkenswerterweise im „dritten Eisbecher“ residiert. Petkas Tante ist beim Militär und trägt eine entsprechende Uniform. Das ist natürlich kompletter Unfug, weil Mikroben keine Militärlaufbahn anstreben können. Und Petkas Onkel ist gar ein überzeugter Mutant, der nicht aufhören kann, seine Form und Frisur zu ändern, von dem Stirnbart ganz zu schweigen. So ein Quatsch.

Nur an einer Stelle wird es ansatzweise sinnvoll, als nämlich die Pendelfähigkeit von Petkas großem Bruder, der in der (Sauer-)Milchfabrik arbeitet – Petka hingegen ist mehr der „Kefir guy“ – und täglich mit dem Bus dorthin fahren muss, angezweifelt wird. Wie zum Kuckuck soll denn so ein kleiner Mann überhaupt so eine riesige Fahrkarte dem Kontrolleur vorzeigen können? Aber dann ist doch alles nicht so wild und man legt gemeinsam fest, dass das Erkennen des Fahrkartenbesitzers mit bloßem Auge zweitrangig ist, solange die Fahrkarte selbst anständig dimensioniert ist. Dennoch: was ein Blödsinn!

Alexander Strohmaiers Illustrationen von Anginchen mit Wintermütze oder fieszahnigen Babytrons sind übrigens nicht nur schön bunt, sondern teilweise auch picassomäßig, was sehr ansprechend ist. Dieses Buch ist ebenfalls wunderbar für bescheuerte Erwachsene geeignet, die nicht zu viel Wert auf den sogenannten „Ernst des Lebens“ legen. Wie ernst kann schon Leben sein, wenn es Mikroben namens Petka gibt?

„Petka, die Mikrobe“ erschien 2011 bei Edition Liaunigg.

Wenn’s um Buch geht … Bären

Peter Carnavas – Oliver, Bär und das Buch

Oliver möchte mit seinem bebrillten Kumpel Bär spielen, aber Kumpel Bär ist vollkommen in ein Buch vertieft. Oliver fängt an, sich zu langweilen, und nervt Bär mit Papierflugzeugen, macht seinen Stuhl kaputt und kippt sogar klebrigen Brei auf seinen Kopf. Aber Bär bleibt tiefenentspannt und liest unbekümmert weiter. Erst als Oliver dem Bären sein Buch aus den Pfoten schnappt, dreht dieser durch. Aber nur kurz, denn die beiden Freunde versöhnen sich schnell – und nun ist Oliver (SPOILER ALERT!) derjenige, der die Augen nicht vom Buch loskriegt.

Eine etwas unspektakuläre, aber pädagogisch wertvolle Geschichte, die den Kindern eine wichtige Lektion beibringt – nämlich dass Bücher „bärenstark“ sein können. Und wenn selbst ein Bär, der normalerweise mehr an Honig- denn Buchstabenlese interessiert ist, so auf Bücher abfährt, dann sollte das doch für dich gar kein Problem sein, Kleine(r)!

„Oliver, Bär und das Buch“ erschien 2015 bei Lappan.

Das Wunder Geduld

Julie Fogliano und Erin E. Stead Und dann ist Frühling!

Hier wird Melancholie großgeschrieben: Ein Junge und sein Hund beobachten das gräuliche Braun des Herbstes und Winters. Samenkörner werden ausgesät, aber noch sieht es nicht unbedingt nach viel aus. Obgleich sich allmählich ein „hoffnungsvolles, vielversprechendes Braun“ herauskristallisiert. Doch Voreile ist hier fehl am Platz, denn glaubt man ein Grün auszumachen, so muss man doch bald enttäuscht feststellen, dass es eher ein „‚Nein, einfach nur Braun’-Braun“ ist. Zur Sicherheit stellt man ein Schild auf: „Bitte nicht herumtrampeln: Hier gibt es Samenkörner, die sich gerade versuchen.“ Es passiert immer noch nichts. Man fängt an, sich Sorgen zu machen. Ob die Natur je wiederkommt? Dann ist wieder Schnee. Und Regen. Und dann, eines unverhofften Tages, ist plötzlich … alles grün!

Eine ehrliche und herzliche Geschichte in warmen Tönen, die auch Erwachsene zu berühren weiß.

„Und dann ist Frühling!“ erschien 2015 bei FISCHER Sauerländer

Une Couleur: Bleu

Ann Cathrin Raab – Lenni mag Blau

Warum sind Tiere eigentlich immer so verdammt putzig und süß? Vielleicht, weil sie weniger können als wir Menschen. Doch das, was sie können, können sie richtig gut – zum Beispiel putzig und süß sein. Sie ziehen halt ihr Ding voll durch.

Wenn Lenni ein Mensch wäre, dann würde man ihn aufgrund seiner Fixation sicher irgendwo auf dem autistischen Spektrum wiederfinden. Doch zum Glück ist Lenni ein kleiner Mäuserich und als solcher in erster Linie niedlich. Es ist nämlich nicht Ferris, der blau macht, sondern Lenni, der Blau mag. Das cyanophile Mäuschen lebt in einer minimalistsichen Farbfleckenwelt, die ein wenig an das feine Design des Indie-Games „Blueberry Garden“ erinnert, und steht mächtig auf die Farbe Lila … Blau. Aber genug der gschupften Filmverweise – worum gehts in Ann Cathrin Raabs wunderschönem Bilderbuch für die ganz Kleinen eigentlich? Wie bereits angedeutet, fühlt sich Lenni durch jene Farbe mit einer Wellenlänge zwischen 400 und 500 Nanometern ästhetisch zutiefst angesprochen. Zugegeben, Blau ist richtig schick. Daher macht Lenni erst seinen Zaun blau, dann den Baum, auch Wolken – eigentlich macht Lenni auf seine Weise doch ganz schön blau. Irgendwann ist alles komplett blau in blau. Ist der kleine Eigenbläudler nun im Paradies angelangt? Leider nö, wie er bald ziemlich blue aus der Wäsche schauen muss. Denn Blau kann nur dann seine Lieblingsfarbe sein, wenn auch andere Farben das Universum bereisen und durch ihre Nichtblauität dem Blau seine ganze B(l)e(u)sonderheit verleihen. Ansonsten findet nämlich Ennui statt. Wieder was gelernt.

„Lenni mag Blau“ erschien 2010 im Thienemann Verlag

Vorsicht: Akute Lerngefahr!

Susanne Riha Tiere entdecken in ihren Verstecken

Dieses lehrreiche Buch über die Lebens- und Arbeitsweise verschiedener Waldtiere ist für etwas ältere Kinder, aber auch jüngere Erwachsene: Zum ersten Mal lernt man als zoologisch ungebildeter Rezensent vom Schwalbenschwanz und der Haselmaus, die besonders gerne Brombeeren und Haselnüsse frisst. Und dass der Maulwurf sich von Engerlingen ernährt. Und und und. Das Besondere sind auch die aufklappbaren Halbseiten, die unter die Erdoberfläche oder hinter eine Baumrinde blicken lassen, um so auch unsichtbare Vorgänge oder Lebensräume (Wildkaninchens Setzhöhle etwa) zu veranschaulichen. Detaillierte und farbenfrohe Zeichnungen begleiten das Kennen- und Schätzenlernen des jeweiligen Tieres und seiner wunderbar putzigen Eigenheiten. Der Schwanz des Bibers heißt „Kelle“.

„Tiere entdecken in ihren Verstecken“ erschien 2015 im Verlag Annette Betz.

Bärissimo

Sophy Henn – Ein Platz für Bär

Ein kleiner Weißbär lebt bei einem Jungen und tut, was getan werden muss, nämlich größer und größer (und größer) werden. Unausweichliche Folge: Eines Tages ist der Bär „einfach zu groß und zu bärig geworden“ – und der Junge will für seinen Freund ein entsprechend bärenmäßiges neues Zuhause finden. Doch weder Spielzeuggeschäft noch Zoo kommt in Frage, weder Zirkus noch Wald, weder Dschungel noch Kühlschrank … doch! Der Kühlschrank, genauer: die Arktis, stellt sich als genau das Richtige für den weißen Riesen heraus. Dort fühlt sich der Bär gleich heimisch, gründet eine Familie und wird glücklich. Doch der Kontakt zwischen den beiden bricht nie ab, denn wozu gibt es telefonbeschichtete Bratpfannen?

Eine humorvoll ge(kenn)zeichnete Geschichte für Jung & Älter.

„Ein Platz für Bär“ erschien 2015 im Verlag Annette Betz

Go Estland

Andrus Kivirähk und Anne Pikhov – „Frösche küssen“

Nach einem anständigen Einkauf kehrt der Weihnachtsmann in seiner Einmotorigen zum Nordpol zurück. Dabei fallen ihm aus dem gewaltigen Geschenkesack ein paar Märchenbücher heraus. Der Brummbär Petz bekommt von dem herunterplumpsenden Buch gar nichts mit, weil er total tief schläft. Der Hase kriegt einen tierischen Schreck, weil ein Buch seine Möhre halbiert. Was aber halb so schlimm ist, denn das Geschoss stellt sich sogleich als spannende Lektüre und die Möhrenhälfte als ideales Lesezeichen heraus. Das dritte Buch landet in der Badewanne des Fuchses, der, statt die Dusche abzustellen, lieber zum Regenschirm greift, um in Ruhe zu schmökern. Das vierte Buch lässt den Wolf mit seinem Fahrrad gegen einen Baum knallen. Die genannten Tiere haben eines gemeinsam: Von einem ganz bestimmten, hier aber nicht weiter gespoilerten Märchen inspiriert, wollen sie einen Frosch durch gezielten Kuss in eine Prinzessin verwandeln und sind bereits unterwegs zum nahegelegenen See. Dort sitzen „drei kleine Froschmädchen, die alle ein sauberes Röckchen“ anhaben. Der minimal irritierende Hinweis auf deren Reinlichkeit ist nicht weiter von Bedeutung, denn einen Froschjungen, welchen sie damit zwecks gemeinsamen Tanzens beeindrucken könnten, scheint es nicht zu geben. Stattdessen werden sie jeweils vom Hasen, Fuchs und Wolf geküsst – was wider Erwarten die Kussgeber in Froschjungen verwandelt. Am Ende darf also doch noch getanzt werden. Und, ach ja, unser Bär („der alte Trottel“) ist inzwischen aufgewacht, nimmt das Buch falsch herum in die Tatz, sieht darin eine auf dem Kopf stehende Prinzessin und stellt ohne Umschweife seinen Modus vivendi dementsprechend auf „Umgekehrt-Bär“ um.

Dieses witzige Buch liefert genau das, was Kinder brauchen: keinesfalls zu brave, sondern frech-skurrile Charaktere in einer ebensolchen Geschichte.

„Frösche küssen“ erschien 2015 bei Willegoos

Die eurasische Bildplatte – Yang Liu: “Ost trifft West”

Yang Liu Ost trifft West

Der Verlag Hermann Schmidt aus Mainz ist eine sehr feine Institution, die hochwertige und originelle Publikationen aus den Bereichen Typographie, Design und Kreativität realisiert. Irgendwo dazwischen ist das geistreiche Bildbändchen von Yang Liu (vgl. auch Heute trifft Gestern und Mann trifft Frau) einzuordnen. Die international tätige, in Peking geborene Designerin, die auf ihrem Lebensweg sowohl die chinesische als auch deutsche Kultur verinnerlicht hat, stellt hier auf immer wieder verblüffend lakonische, da piktographische Weise (vgl. die Bücher von H-57) einige wichtige Unterschiede zwischen den Einwohnern der beiden Länder dar. Dabei geht es um mehr oder weniger fundamentale Eigenheiten in der Mentalität, um Traditionelles und Alltägliches.

Bescheidenheit und Zurückhaltung sind beispielsweise tief in der chinesischen Kultur verankert: Wenn jemand liebt, dann ist das Gefühl stärker als dessen Mitteilung, erkennbar gemacht anhand zweier unterschiedlich großer Herzen in der Gedanken- und Sprechblase. Dasselbe gilt für große Ideen, die nicht unbedingt groß herausposaunt werden – hierzulande scheint es wohl genau umgekehrt zu sein. An dieser Stelle fragt man sich, wie ein Chinese mit dezentem Ego wohl in einem deutschen Vorstellungsgespräch abschneidet, immerhin wird in Europa ja alles andere als schüchterne Selbstwerbung gefordert.

Auch erfährt man, dass die Familienzusammengehörigkeit im Osten viel stärker ist, dementsprechend ist auch der Respekt vor Älteren ausgeprägter. Ansonsten wird in China am liebsten dreimal warm gegessen, und zwar immer häufiger mit Messer und Gabel – während bei uns eher Stäbchen trendy sind. Geduscht wird abends, geschlafen mit geschlossenem Fenster. Und, ach ja, auf Reisen ist ein echter Chinese natürlich nichts ohne seinen Fotoapparat (vgl. Japaner).

Die deutsche Buchlandschaft ist äußerst beeindruckend, wenn man mal an den Bestsellerlisten vorbei in die Kataloge alternativer und/oder Underground-Verlage schaut. Selbst das Hermann-Schmidt-Gesamtverzeichnis ist einfallsreicher (nämlich mit ausklappbaren Lesezeichen) und besser verarbeitet als so manche „richtige“ Publikation anderer Verlage.


Yang Liu:

Ost trifft West“

Verlag Hermann Schmidt 2011

100 Seiten, € 15,00

ISBN 978-3-87439-733-9

Von Amateur zu Amateur. DIY-Kult-Filmemacher Dirk Oetelshoven und Jens Barlag im Interview

Anarchie war immer eine der Urtriebfedern des Films“ – zumindest aber ist sie es für den No-Budget-DIY-Epos Amateure. Den Film drehte Dirk Oetelshoven, als die fetten Jahre vorbei waren, in Ko-Regie mit Jens Barlag. Warum sie dies taten, wie der Film sich im anarchischen Kino verortet und warum ausgerechnet Robbie Williams mitspielt, erzählen sie im Interview.

Zur Orientierung: Dirk Oetelshoven, geboren 1968 in Remscheid, ist seit Schulzeiten fasziniert von Film und Theater, als Darsteller sowie als Regisseur und Autor. Die ersten Erfahrungen sammelte er mit den Theatergruppen „Hootons wilde Komödianten“ und „Brot & Spiele“. Mit der Letzteren hat er viele preisgekrönte Kurzfilme gedreht. Nach dem Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln arbeitet er u. a. auch als Cutter für TV und Kino (z. B. Die fetten Jahre sind vorbeiDie Summer meiner einzelnen Teile). Dirk ist verheiratet mit der Videokünstlerin Magdalena von Rudy und lebt zusammen mit ihr und ihren beiden Söhnen in Wuppertal. Jens Barlag, geboren 1967 in Nordhorn, Germany, wiederum studierte an der Kunsthochschule für Medien Köln von 1995 bis 2000. Um ihren 2009 veröffentlichten gemeinsamen Film Amateure dreht es sich im Folgenden.


Euer Film Amateure ist „so geil, du lachst Kotze“. Was ist sonst noch so alles zum Kotzen/Lachen/Klotzen/Koten/usw.?

Dirk

Worte mit K sind komisch; „Kruzifix“, „Karambolage“ ist komisch. „Kakerlake“ ist sogar sehr komisch. „Amateure“ ist nicht komisch. Also das Wort, mein ich …

Jens

Ich finde „kotzen“ und „koten“ nicht witzig und „Kotze lachen“ erst recht nicht, sondern eher ekelig. Allerdings ist „Amateure“ auch nicht witzig, den Film meine ich.

Als Alternativtitel kämen in Frage: „Schaben“, „Suppenhelden mit Schlumpfhoden“ oder „Tragödem – Desolat-Aggregationen“ – wie wichtig ist das Depressive in der Kunst?

Dirk

Um es mit Mel Brooks zu sagen: Tragödie ist, ICH haue mir mit dem Hammer aus Versehen auf den Daumen. Das tut weh, ich bin schlecht gelaunt etc. Komödie ist, DU wirst vom Bus überfahren und stirbst!

Jens

Ich mag traurige Lieder, traurige Filme und traurige Menschen.

Welche Bedeutung haben das sog. Fremdschämen und verwandte Geschmackskniffe?

Dirk und Jens

Besser Fremdschämen als fremdenfeindlich!

Nur Dirk

Aber ernsthaft: Ich glaube, wenn Trump, Putin, Erdogan, Wilders, Petry, LePen, Farage, Johnson, Imperator Palpatine für den Bruchteil einer Sekunde spüren könnten, was sie in anderen Menschen für Gefühle auslösen, sie würden sich vor Scham in Meerschaum auflösen. Nicht in diesen schönen weißen Meerschaum, sondern diesen öligen, gelben, nach Fäulnis und Fisch stinkenden Meerschaum.

Jens

Ich glaube nicht, dass die Damen und Herren wasserlöslich sind, aber schön wäre es. Fremdschämen ist immer scheiße und fremdenfeindlich ist noch mehr scheiße.

Einer der Superhelden im Film heißt TRAFO, seine Sidekick-Freundin LUX; ein anderer nennt sich AKKU. Ergeben die drei in Kombination irgendeine relevante Gerätschaft, von der ich wissen sollte?

Dirk

Das ist doch klar: Natürlich die WDR-2-Schütteltaschenlampe!

Jens

Als der Film gedreht wurde, war das iPhone noch nicht erfunden, wir waren immer unserer Zeit ein Stück voraus.

Was steckt hinter dem Plakat von Robbie Williams in Jürgens Wohnung (außer Tapete natürlich)?

Dirk

Dahinter steckt der vergebliche Versuch unserer Praktikantin, auch Ausstatterin sein zu wollen.

Jens

Ich dachte immer, dass die Praktikantin zu faul war, das Bild abzuhängen.

Ich habe polnische „Vogelmilch“ probiert und war enttäuscht – deutsche Süßigkeiten sind doch gar nicht so übel?

Dirk

Vergiss es. Nur der Mangel macht’s. Aus ihrem Bonbon-Stanniolpapier basteln die Polen wahre Kunstwerke! Kleine bunte Kirchen oder Paläste. Wow!

Jens

Sorry, da bin ich raus.

Was ist vom Bedingungslosen Grundeinkommen zu halten, das immerhin für 1000 Gramm Brot und 12 Spiele reichen müsste?

Dirk

Nur her damit, und dabei gehts mir gar nicht ums Geld, sondern: Wie sähe eine Welt aus, in der jeder nur noch das macht, was ihm Spaß macht? The Walking Dead oder Star Trek: The Next Generation?

Jens

Anarchie war immer eine der Urtriebfedern des Films, auch wenn ich das erst Jahre später begriffen habe.

Wodurch sollte der übliche Büroalltag am ehesten ersetzt werden, um alle akuten gesellschaftlichen Probleme endlich in den Griff zu bekommen: Nazighuule, Macrogol oder Antihistaminika-Horrortrips?

Dirk

Definitiv Nazighuule. Endlich mal ein Wort, das man nicht googeln kann!

Ansonsten vertrau’ ich auf die Entwicklung der KI, die uns alle Arbeit abnehmen wird. Ich hör jetzt schon mal auf zu arbeiten, damit es schneller geht. Doch auch die KI wird irgendwann die Schnauze voll haben, also sollte die KI vielleicht nicht zu I sein.

Jens

Und wir singen im Atomschutzbunker: „Hurra, diese Welt geht unter!“ Auf den Trümmern das Paradies.

Wie schneidet Helges Jazzclub im Vergleich zu seinen anderen Filmen ab?

Jens

Muss zugeben, dass das der einzige Schneider ist, den ich noch nicht zu Ende gesehen hab. Was sagt das über mich?

Dirk

Im Wendekreis der Eidechse dagegen ist ein kleines Meisterwerk meiner Ansicht nach. Hugos Ansicht nach auch! (Mein Sohn, 10.)

Jens

Mit Helge Schneider konnte ich nie was anfangen, Terror 2000 finde ich weitaus besser.

Was ist zum zeitgenössischen deutschen Film zu sagen?

Dirk

Hallo, zeitgenössischer deutscher Film, aber ich kann heute leider wieder nicht, sorry …

Jens

Jetzt mal eine ernste Antwort: Da gibt es eine Menge Dreck, aber ein, zwei Perlen sind dabei.

Welche Geheimtipps des (nicht ausschließlich deutschen) Indie-Kinos wären nennenswert?

Dirk

Super von James Gunn natürlich, auch wenn er alles geklaut hat von uns, aber man muss auch gönnen können.

Jens

Da schließe ich mich an.


Den gesamten Film Amateure gibt’s hier:

Quelle: YouTube

Kunst das Knast oder kann St. Mich mal?

Gedanken zu „Kunst versteht keine Sau …“ von Sandra Danicke

Die zeitgenössische Kunstszene mit ihren experimentellen Scheißhaufen ist ein bisschen wie die überaus dichten Augenbrauen einer Nebenfigur aus „Breaking Bad“, welche – so der lapidare Kommentar von Bob Odenkirk in der Rolle von Edelschmuddlor Saul Goodman – „won’t stop“, sprich: endlos sind. Und die zeitgenössische Kunstszene schämt sich nicht mal dafür – was schon ein bisschen arg sein kann. Auf jeden Fall ist die Welt der Kunst, welche 2011 keine Sau interessierte (so der Titel von Danickes Vorgängerband) und 2012 keine Sau verstand, von Mensch ganz zu schweigen, wirklich krass-fantastisch & „ur-igel-0“ & weit & breit (keine Zeit, um alles abzuscannen).


Was das 20. und 21. Jahrhundert uns an Kunstkonzepten und Konzeptkünstlern geschenkt haben, ist so vielseitig und spannend, dass wir zum wirklichen Verstehen eigentlich gar keine Gelegenheit haben, weil wir viel zu sehr mit Staunen beschäftigt sein dürften. Daher ist dieses kleine Bilderbuch, das uns mit einigen wirkungsvollen Skulpturen, Fotoarbeiten und Installationen meist aktueller Künstler bekannt macht, eine schöne Einstiegslektüre für den A(rt)mateur. Die Autorin, eine promovierte Kunstwissenschaftlerin, klärt mit Humor und Respekt vor der großen Unbekannten Kunst/Künstler über einige aufregende Konzeptarbeiten auf. Oft geht es um doppelbödige Ununterscheidbarkeiten zwischen Wahr- und Fiktion (Peter Fischli/David Weiss), Sinn und Wahn (Anna & Bernhard Blume), Scherz und Ernst (hier allerdings nicht Max). Künstler, vor allem Konzept- und Aktions-, sind schon echt gestörte Säue, die ganz genau wissen, wie man das System subvertiert, wobei mit „System“ ach so vieles gemeint sein kann. Was für Schläuen und Intelligenzijae, aber auch rein handwerkliche Begabungen (Kunst kommt ja von Können) hier am Werk sind, das vermag doch schon sehr zu fesseln. Dem System „Kunst“ einen Strich durch die Rechnung machen kann man allerdings auch heute nicht viel frappanter als damals, 1915, mit den Schwarzen Suprematismen von Malewitsch (Nomen est Omen).

Auch kommen lauter elektronische Spielereien bei heutigen Projekten zum Einsatz, teilweise richtig anspruchsvolle Computertüfteleien sorgen für interaktive Kunstviecher – etwa diverse Männchen-Manipulationen des im vorliegenden Buch nicht erwähnten, aber dennoch erwähnenswerten Videokünstlers Gabriel Barcia-Colombo –, die wahlweise albern, erschütternd oder erstaunlich nullig sein können.

Vor rund zehn Jahren hatte ich selber mal die Idee für ein interaktives Kunstwerk: eine große, hochauflösende, weiße Touchscreen-Fläche, und darauf ein einzelnes, hyperrealistisch animiertes Haar, das man dann als Galerie-Besucher wegzuwischen versuchen kann. Wahrscheinlich gibt es das aber schon längst als Smartphone-App für 39 Cent – ich bin da nicht auf dem neusten Stand. Jedenfalls darf man sehr darauf gespannt sein, welche Formen Kunst in 10, 30, 1003 Jahren annimmt. Ich bin ziemlich sicher, dass technologischer Fortschritt mittel- bis langfristig für so manche Sophistication und den einen oder anderen massiven Jawdropper sorgen wird.

Lesetipp:

Sandra Danicke: „Kunst versteht keine Sau …“ (Belser 2012)

Titelbild: © Lennart Colmer

Derbes Rummelview mit Rummelsnuff

rummelsnuff

Rummelsnuff hat nicht nur Mus(i)keln, sondern auch einen recht eklektischen Musikgeschmack. Näheres im folgenden Gespräch:


Daniel Ableev

Wovon ernährt sich Rummelsnuff, dass er so große Muckis hat? Oder ist er etwa Frutarier?

Rummelsnuff

Rummelsnuff ernährt sich vorrangig von Körnern, Reis, Kartoffeln, Leinöl, Magerquark, Harzer Käse, Fischen, Eiern – natürlich auch von Früchten. Auch die ständige Überwindung der Erdanziehungskraft gehört dazu, wenn es darum geht, das Eigenfleisch zu mehren. Geeignet hierzu sind u. a. handliche Eisenstücke.

DAb

Welche anderen derben Strommusiken mag Rummelsnuff?

RuSn

Er mag Schlager bis 1960, Techno bis 1970, französische Chansons und Punkrock bis 1980, russische Miltärmusik bis 1990, King Khan, Bela B., Safi, Tomas Tulpe, Tua und Maeckes, Leaether Strip, das Alexandrow Ensemble sowie die Japanischen Kampfhörspiele.

DAb

Wie findet er es eigentlich, dass Heino nun (endlich) auch zur Strommusik gefunden hat?

RuSn

Hat er? Ging es vormals bei ihm nicht um Strohmusik? Na dann, Glückwunsch!

DAb

Was ist eigentlich ein Rummelsnuff überhaupt genau?

RuSn

Ein Rummelsnuff ernährt sich vorrangig von Körnern, Reis, Kartoffeln, Leinöl, Magerquark, Harzer Käse, Fischen, Eiern – auch von Früchten. Mit handlichen Eisenstücken versucht das Männchen ständig, die Erdanziehungskraft zu überwinden. Es macht sich durch auffällig knarzige Laute bemerkbar. Welchem Zwecke diese dienen, ist noch nicht hinlänglich erforscht.

DAb

Was bringt Rummelsnuff zum Lachen? Was zum Weinen?

RuSn

Beides wurde bisher nur selten beobachtet.

DAb

Bei welcher Band würde Rummselsnuff eher mitmachen, wenn er wählen müsste: Sloth Patrol oder doch lieber Хуй Металлурга?

RuSn

c) Japanische Kampfhörspiele.

DAb

Wer hat Rummelsnuff am meisten (künstlerisch) beeinflusst und wen beeinflusst Rummelsnuff am meisten?

RuSn

Schlager bis 1960, Techno bis 1970, französische Chansons und Punk … Teil 2 reicht er weiter an die, die er beeinflußt.

DAb

Was ist Rummelsnuffs größter Traum, den er sich bisher noch nicht erfüllen konnte?

RuSn

Stille Sorglosigkeit.

Titelbild: © Lennart Colmer