Die Taube lieber auf der Hand als auf dem Dach. Gurr aus Berlin veröffentlichen ihren ersten Longplayer „In My Head“ und bringen First Wave Gurrlcore in die herbstliche Stube.
Andreya Casablanca und Laura Lee – die Namen der zwei Wahlberlinerinnen von Gurr sind zweifellos bühnentauglich und bei Bedarf sicherlich auch öffentlichkeitswirksam verwertbar. Ist aber nicht notwendig, denn man kann getrost davon ausgehen, dass es den beiden vorran-gig um positiv verankerten Hedonismus und den eskapistischen Charakter des Musizierens geht. Darauf lässt sich aus ihrem Debütalbum „In My Head“ schließen, das ab dem 14.10. über die Ladentheken geht.
Zu den personellen Hintergründen von Gurr lässt sich aufgrund der vergleichsweise noch jungen Historie nicht allzu viel berichten. Andreya spielte zuvor in der Nürnberger Kombo „No Fun“ und lernte Laura an der Uni in Berlin kennen. Temporär mit ins Boot geholt wurde Bassistin Jill. Durch ein Auslandssemester in den USA, das sie auch musikalisch prägte, versuchten sie sich bereits an einer kleinen Tour im dortigen Mittleren Westen. Letztes Jahr noch zu dritt, brachten sie eine mit „Furry Dream“ betitelte EP heraus. Die darauf zu hörenden zweiminütigen Tracks machen eindrucksvoll klar, welche Richtung die Band einschlägt: schmissige Gitarrenriffs und losgelöst punkiger Gesang.
Unweigerlich kommen Assoziationen zum Sound von Bikini Kill oder dem Riot-Grrrl-Movement im Allgemeinen auf, auch wenn Andreya deren Einfluss als untergeordnet einstuft. Das nun erscheinende Debütalbum „In My Head“ verdeutlicht dies. In den Vordergrund drängt sich Garage Rock, der eine Brücke von den 1960er bis in die 2010er Jahre schlägt. Lo-Fi und Ungezwungenheit wie bei den Spanierinnen der Hinds runden das Bild ab. Exemplarisch steht hier die Zeile „Wir nehmen teil an der Belanglosigkeit“, die sich in der deutschsprachigen Version der bilingualen Singleauskopplung „Walnuss/Walnuts“ wiederfinden lässt.
Quelle: YouTube
Letztendlich wird es den Gurrls egal sein, welchen Kategorisierungen wir sie unterwerfen. Denn trotz der Tatsache, dass sie zu ihren musikalischen Einflüssen stehen, ziehen sie unbestreitbar ihr eigenes Ding durch und machen dabei eine gute Figur. Dies brachte sie in den vergangenen Wochen immerhin in das Vorprogramm von Jimmy Eat World und Kakkmaddafakka. Deswegen brauchen sie sich nicht vor der im November anstehenden Tour durch die europäische Klublandschaft scheuen. Mögen es die Spatzen von den Dächern pfeifen.
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