Seine Alben bringt Fritz Kalkbrenner so rhythmisch raus wie seine Kickdrum-Beats klingen. Sein kommendes, viertes Gesamtwerk Grand Départ fügt sich in das Muster seiner Vorgänger.
Das Aufbrechen und Herumreisen, Ankommen und eine andere Richtung einschlagen ist und bleibt offenbar Fritz Kalkbrenners Motiv. Wenn man allein nach dem Albumtitel schaut, scheint sich aber der große Start erst jetzt, nach drei Alben, ereignet zu haben.
Mit dem pulsierend treibenden Trostpflasterlied Don’t You Say eröffnet der Berliner Musiker die Reise und bereits hier machen sich die Elemente bemerkbar, die Fritz Kalkbrenner neu für sich entdeckt hat. Diverse Blasinstrumente wie Waldhorn und Saxophon fügen sich wie Sepia-Bilder in mehr als die Hälfte der Tracks ein.
Er ließ sich von französischen Filmen wie Der eiskalte Engel (1967) inspirieren, was besonders im Instrumentaltrack A Good Day zur Geltung kommt. House und Techno treffen auf gedämpfte Bläser – ein gelungener Mix verschiedener musikalischer Generationen und Genres.
Doch nicht allein das ist das Besondere, blickt man auf sein bisheriges Schaffen zurück, in dem Gesang vergleichsweise selten vorkommt. Auf Grand Départ untermalt Kalkbrenners unaufgeregte Soul-Stimme in 7 von 13 Stücken die nostalgisch angehauchte Atmosphäre. Es lassen sich aber ein paar Songs wie Center To Center oder Rain Parade finden, die das Retro-Konzept ein wenig auflockern. Fritz Kalkbrenners oberstes Anliegen bleibt schließlich die elektronische Tanzmusik.
Neben den vielschichtigen Kompositionen wurde ebenso Wert auf das Arrangement der Songs gelegt; vocals wechseln sich brav mit reinen instrumentals ab. Fritz Kalkbrenner schafft ein angenehmes Reiseklima für Gedanken und Gefühle. Der Hörer kann sich also entspannt zurücklehnen und den Herbst kalt sein lassen, aber auch in House-Manier das Tanzbein schwingen.
Titelbild: © David Rasche